William Shakespeares Romeo Und Julia
Schwerter zu Designerwaffen: Nichts in dieser modernisierten Neuerzählung von Shakespeares tragischer Liebesgeschichte ist, wie man es aus der Schullektüre in Erinnerung hat. Das australische Wunderkind Baz Luhrman (STRICTLY BALLROOM) verpflanzte den Klassiker von Verona in eine pseudorealistische Halbwelt, in der in einer MTV-artigen Schnittarie alles immer auf einmal zu passieren scheint. Aus dem Familienzwist wurde ein Bandenkrieg, der die Montagues und Capulets zu Todfeinden gemacht hat. In diesem PULP FIC-TION-Szenario aus Spaghetti-Western, Videoclip und Gangmovie wirkt auch Shakespeares Originaldialog nicht fehl am Platz: Die elisabethanischen Verse sind nur weiteres Stilmittel in einem Sammelsurium popkultureller Abfälle, in dem man auch Romeos Busenfreund Mercutio als farbige Drag Queen zeigen darf, ohne daß die Geschichte ihrer Wirkung beraubt wird. Daß die unverfälschte Emotion der Liebesgeschichte in der mit archaischer Wucht niederprasselnden Informationsflut intakt bleibt, dafür sorgen die umwerfenden Hauptdarsteller Leonardo OiCaprio und Ciaire Danes: Wenn die beiden agieren, legt sich selbst der hektischste Bildersturm. Und doch bleibt man immer distanzierter Konsument. Auch wenn in einer von 2000 Kerzen ausgeleuchteten Kirche Romeo und Julias letztes Stündlein schlägt (er stirbt an einer Überdosis, sie jagt sich eine Kugel in den Kopf): der Zuschauer nimmt es hin. Das ist der Preis, den man als Macher eines so knallhart durchkalkulierten Filmes bereit sein muß zu zahlen, allen grandiosen Bildern zum Trotz.
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