Willie Nelson – Countryman

Die wohlwollende Lesart geht so: Willie Nelson hat ein Herz so groß wie der Staat Texas, einen schier endlosen musikalischen Horizont, hat fabelhafte Alben in Serie eingespielt und die Freiheit, nur noch das zu tun, was er will. Deshalb spielt er nach wie vor seine Outlaw-Country-Tunes, aber immer wieder auch das: Barjazz. Evergreens aus dem Great American Songbook. Rock. Schnulzen. Und dazu holt er sich geschätzte Kollegen auf die Bühne und ins Studio: Kid Rock. Jutio Iglesias. Sheryl Crow. Jon Bongiovi. Man kann es aber auch ganz anders sehen, nämlich so: Willie Nelson hat ein Herz so groß wie der Staat Texas, einen schier endlosen musikalischen Horizont, hat fabelhafte Alben in Serie eingespielt, agiert aber leider nicht immer so geschmackssicher, wie man das von einem Künstler seines Ranges eigentlich erwarten darf. Außerdem holt er sich zu oft Dünnbrettbohrer auf die Bühne oder ins Studio: Kid Rock. Julio Iglesias. Sheryl Crow. Jon Bongiovi. Jetzt hat Master Willie nach 10 years in the making also ein Reggae-Album veröffentlicht: Countryman – für ihn vermutlich ein Riesenspaß, für unsereinen eine Idee der Marke „Eher so lala“. Denn dieser Pedalsteel-Offbeat-Culture-Clash bietet allzuwenige Highlights – die gospelnde Lesung des Jimmy-Cliff-Klassikers „The Härder They Come“ zählt dazu, das souveräne Remake von Johnny Cashs „I’m A Worried Man “ und das cool schaukelnde „Sitting In Limbo“ ebenso – und allzu viel bekiffte Klischeehuberei. Dennoch sympathisch? You bet.

www.willienelson.com