Wolfgang Niedecken – Leopardefell

Nach den Byrds und Manfred Mann, nach Jimi Hendrix und Bryan Ferry, nach den hinreißend hohlen Hollies und 400 anderen Musikern aus zwei Generationen versucht sich nun auch noch BAP-Vorsänger Wolfgang Niedecken in der Interpretation von Bob Dytan. Ein ganzes Album lang. Und das auch noch „op Kölsch“. „Mußte das denn sein?“ mag da manch einer fragen. Nein, das mußte ganz sicher nicht sein. Aber es ist prima, daß es passiert ist. Denn wenn schon Dylan in Deutsch, dann auch gleich im Dialekt. Obwohl ganz anders, klingt His Bobness im Idiom der Kölner Südstadt irgendwie vertraut. Wer näher hinhört, weiß auch gleich warum: Man versteht ihn nicht. Was der Original-Dylan bei zusammengebissenen Zähnen wegnäselt, fällt bei seinem Bewunderer Niedecken der rheinischen Mundart zum Opfer (zurückübersetzt ins Amerikanische hatte der Dylan-Verlag jeden einzelnen Text autorisieren müssen). Wer Kölsch jedoch kann, merkt schon nach Minuten, daß Niedecken mit eigenen Metaphern im vorgegebenen Bild bleibt. Nein, hier wird Dylan nicht der Moneten wegen mal eben gemeuchelt, sondern mit viel Feinsinn für all jene zum Leben erweckt, die seine Songs schon fast vergessen haben oder deren lyrisches Verständnis mit Matthias Reim beginnt. Die gleiche Liebe, die Niedecken Dylans Texten angedeihen ließ, übertrug der malende Musiker vom Rhein auch auf die Arrangements. „Mit Respekt vor dem Werk, nicht aber mit sklavischer Werktreue“ pendeln Niedecken und seine exzellenten Begleitmusiker Carl Carlton (Gitarre), Bertram Engel (Schlagzeug), Ken Taylor (Bass) und Jens Streifling (Saxophon) ebenso energisch wie sensibel zwischen den Polen Rock und Folk, Boogie und Blues. Daß dabei Songs wie ‚Seven Days‘ (‚Sibbe Dach‘) und ‚Highway 61‘ (‚Nürburgring‘), ‚Leopard Skin Pillbox Hat‘ (‚Leopardefellhoot‘) und ‚Quinn The Eskimo‘ (‚Quinn Da Eskimo‘) erstaunlich frisch aus den Boxen drängen, ist mehr als nur ein angenehmer Nebeneffekt.