Wolfmother im Palladium, Köln
Beim Hardrock ist es einfach lustiger als beim Indie-Rock. Das zeigt sich schon während der ersten Sekunden. Kaum ist das Saallicht aus, ist die Halle von hysterischem Geschrei erfüllt, fliegen dutzende Bierbecher durch die Luft, werden Fäuste gereckt – die Band knüppelt sofort ordentlich los: Schon der eröffnende Rocker „Dimension“ nimmt den ganzen Raum gefangen; man kommt gar nicht erst auf die Idee, dass man all das hier auch ein wenig albern und gestrig finden könnte. Haare fliegen, der neue Bassist Ian Peres bearbeitet sein Instrument mit der Faust, Sänger und Extremfrisurenträger Andrew Stockdale knödelt mit seiner Ozzy-Osbourne-Stimme Zeilen, für die man jede andere Band der Parodie bezichtigen müsste: „I fell down in the desert baby / I had nothing but a piece of paper, yeah! / I had to write something down / And I found myself alone / But then I let go of everything …“ – und der ganze Saal brüllt: „… into another DIMENSION!“
Nach den Tourneen zum Debüt, auf dem sich 2006 AC/DC, Free, Black Sabbath und Led Zeppelin Guten Tag sagten, hatte sich Stockdale bekanntlich von seiner Bandmitgliedern getrennt und neue eingestellt – mit dem Ergebnis, dass der strunzkonservative, aber leidenschaftliche Blueshardrock von Wolfmother nun noch zwingender klingt.
Die Band ist weit mehr als ein postmodernes Kuriosum: Blues-betonte Hartrockerei hat in den letzten Jahren durch so unterschiedliche Bands wie Raconteurs, White Stripes, Black Keys, Them Crooked Vultures und eben Wolfmother sein Bierbäuchigkeitsimage verloren. Und nicht etwa, weil all diese Bands auf Neuerungen setzen – im Gegenteil: Gerade Wolfmother führen vor, dass es nicht etwa darum geht, das Genre um irgendwelche Ecken zu denken, sondern darum, alte Ideen aufzublasen und zu verdichten. Das mag manchem berechtigterweise zu wenig sein, heute Abend ist es mehr als genug. Beim Titelsong des neuen Albums C0SMIC EGG, einem bösen Boogie, spielt Bassist Peres zwischendurch wie besessen Orgel und sieht dabei aus wie eine kaputte Muppets-Puppe. Sänger Stockdale, ein Mann, der sich neben Hardrock vor allem fürs Haarewachsenlassen zu interessieren scheint, haut derweil weiter die Rockphrasen raus: Vergleicht man Wolfmother mit den nicht unähnlichen Them Crooked Vultures, die hier kürzlich ebenfalls vor ausverkauftem Haus mit den Rockmuskeln spielten, sind Wolfmother einfach das entscheidende Bisschen stumpfer: Es geht um Riffs, um den ollen Onkel Blues, und darum möglichst oft Wörter wie „Creation“ oder „Rainbow“ zu singen.
Nach dem Konzert trippeln einige tausend Rockfans im Schein des Vollmondes vorsichtig die spiegelglatte Schanzenstraße entlang. Gegenüber im E-Werk fand an diesem Abend eine Karnevalssitzung statt. Lustiger war es sicher bei Wolfmother.
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