Working Week – Working Nights :: Platte des Monats
Man gibt sich wieder beschwingt unter der Jugend und lauscht dem, was man New Jazz nennt. Noch sind die Helden Sade und Matt Bianco – doch aufgepaßt! Hier kommen Working Week und ihre klassenbewußte, farbige Regenbogen-Jazz-Pop-Parade.
Hervorgetreten ist die Gruppe der ehemaligen Weekend-Musiker Simon Booth und Larry Stabbins letztes Jahr mit „Venceremos“. einem euphorischen Unidad-Popular-Cocktail, auf dem beschwingtes Latino-Feuer mit fesselndem Castro-Sandinista-Pathos verschmolz. Es sangen als Gäste Robert Wyatt und Tracey Thorn.
Mit dem neuen Bandmitglied, der schwarzen Sängerin Julie Roberts, wird der Song hier zu einem entspannten Bossa Nova in Astrud-Gilberto-Tradition. Wut, Schmerz und die Begeisterung der Revolution verbinden sich mit der mondänen Nachtclub-Eleganz eines Stan Getz oder einer Billie Holiday. Den Kommunismus zum Tanzen bringen, ist Ziel von Working Week. Sie bleiben geschmeidig dabei und gewinnen somit den ideologischen Zusatzpunkt.
„Inner City Blues“, die anklagende Ballade aus Marvin Gayes sensationellem WHAT’S GOING ON-Album, beschwört einen Soul, der noch klassenkämpferisch war. Working Week gelingt eine dynamische Jazz-Funk-Version dieser einzigen Fremdkomposition.
Vor dem bösen, reichen Mann wird in „Sweet Nothing“ gewarnt; dazu schluchzen die Geigen – von melancholischen Bläsereinsätzen untermalt; ein Klischee, das in diesem Falle überzeugt und funktioniert. Die Welt ist schlecht, also sei stark und sei du selbst. So etwa.
Die Liebe hat ihren Platz in einer farbenprächtigen „West Side Story“-Musicalwelt. Entspannte, süße Melodien zum „Soul Jazz Groove“; und wenn die Leiber in den „Hot Nights“ zucken, kulminieren dazu die Bläser-Chöre.
Ein zusätzliches Juwel liegt der Erstauflage von WORKING NIGHTS bei: „Stella Marina“, eines der frühen Working-Week-Stücke. Über donnerndem Synthi-Drums und Afro-Perkussions-Teppich geht es voll zur Sache. Julie Driscoll singt, Jalal, 60er-Jahre-Legende der Last Poets, beschwört und deklamiert.
WORKING NIGHTS fasziniert, regt auf und unterhält. Im Spannungsfeld zwischen Harlem und Broadway.
Mehr News und Stories