Wyatt/Atzmon/Stephen :: For The Ghosts Within

Domino/Indigo

Kammermusik mit Ausreißern nach unten, die auch der große Robert Wyatt nicht retten kann.

Das Alt-Sax-Solo nach zweieinhalb Minuten ist ein erster Warnschuss. Ein Einbruch in das Zwiegespräch, das Robert Wyatt mit dem Streichquartett hat, zweieinhalb Minuten von wunderbar spröder Melancholie. Was danach passiert, erinnert daran, dass Jazz zum akustischen Aufschäumer der Latte-Macchiato-Gesellschaft geworden ist. Es dudelt keimfrei vor sich hin. Wyatt sollte man das nicht anlasten. FOR THE GHOSTS WITHIN muss auch nicht in eine Reihe mit den amtlichen Wyatt-Alben gestellt werden. Die Zusammenarbeit mit dem Saxofonisten Gilad Atzmon und dem Violinisten Ros Stephen kam über freundschaftliche Kontakte und den Feuereifer der beiden Komponisten zustande, die für ihr Projekt einen Sänger suchten. Die Zusammenarbeit trägt stellenweise seltsame Züge. Weil Wyatt bei den ersten Aufnahmen nicht zugegen sein konnte, sang er seine Parts auf den Anrufbeantworter von Stephen. Damit hatten die Kollegen eine Tempovorgabe für die finalen Recording Sessions, an denen Wyatt und seine Frau Alfie dann teilnahmen. Es ist nicht so, dass Wyatts Gesangsparts Fremdkörper in diesem Projekt wären, aber sie konkurrieren mit einer Instrumentalmusik, die sich ein paar derbe Ausreißer nach unten leistet. FOR THE GHOSTS WITHIN will als Kammermusikalbum Zeugnis ablegen von der Schönheit alles Handgespielten, in einem reduzierten Rahmen, außer Streichern und Saxofon sind das Bandoneon und Klarinette. Selten gewinnt das Zusammenspiel aber solche Kraft wie im Titelsong. Wenn Wyatt sein fragiles Falsett über die mäandernden Streicherarme schiebt und noch einmal „At Last I Am Free“ singt, ist das auch ein Erlebnis. Aber mit diesem Saxofon kann man allerhand kaputtspielen, auch ein Cover von „What A Wonderful World“.

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