Wyclef Jean – The Preacher’s Sons

Er kann sich auf den Kopf stellen, Label und Sound wechseln und den geläuterten Künstler spielen: Wyclef Jean bleibt immer, wer er längst nicht mehr sein möchte – ein Multiinstrumentalist, der zwar alle Stile beherrscht, aber nicht in der Lage ist, wirklich originelle Songs zu schreiben. Der jedem kleinen Geniestreich eine Peinlichkit wie das Duett mit Sarah Connor oder das Pink-Floyd-Cover „Wish You Were Here“ folgen lässt. Der für andere Kollegen schreibt und produziert und sein Gesicht in jede Kamera hält. Wyclef Jean ist – das haben die schwachen Verkäufe seiner bisherigen Soloalben gezeigt – chronisch überbewertet. Wyclef hat mit Plattenmogul Clive Davis ein besonders cleveres Konzept ausgetüftelt: Er besinnt sich seiner karibischen Roots wie Reggae und Dub und beschwört seine Liebe zum Old-School-Hip-Hop von Run DMC, LL Cool J oder Public Enemy. Denen setzt er in „Industry“ ein Denkmal – und disst die Clowns und Nachahmer. Anschließend darf es dann ein bisschen ausgelassener und poppiger werden.“.Party To Damascus“ ist der Versuch, streetcredibilen Mainstream abzuliefern. Natürlich an der Seite der allgegenwärtigen Missy Elliott, die Wyclef prompt die Show stiehlt. Genau wie der Rest der illustren Stars, die Davis nach dem Muster von Santanas supernatural zusammenträgt: Soul-Diva Patti LaBelle, Rapper Redman, R’n’B-Leichtgewicht Monica, Bad Boy Scarface, Buju Banton oder Gitarrengott Santana. Künstler, in deren Glanz sich Wyclef regelrecht zu aalen scheint, mal in Latin-Vibes, mal in Motown-Soul, Dancehall oder Ethno-Vibes schwelgt und dabei ganz vergisst, eigene Akzente zu setzen. Ein einstündiger Gemischtwarenladen mit Kalkül – aber ohne Herz und Seele.