Schon auf ihrer ersten EP und Single zeigten XTC zwei recht unterschiedliche Gesichter: mit „Science Friction“ eine aggressive New-Wave-Visage, mit „Dance Band“ und „She’s So Square“ eine komisch-ironische Kunst-Rock-Maske. Diese Zwiespältigkeit weist auch das Debut-Album des englischen Quartetts auf. Da wird man beim ersten Anhören total verwirrt, überfordert, verliert die Orientierung durch eine zickige, überdrehte, neurotische, hysterische, vergagte Kakophonie, die im Wahnsinnstempo vorbeirauscht. Hier ein paar Akkordfetzen, dort ein Trommelwirbel, dazwischen ein infernaler Chor, aber – verdammt noch mal! wo bleibt die Struktur, die Melodie, etwas Greifbares? Gern würde man manchmal einfach die Platte anhalten, sich das genauer anhören, aber sofort wird es einem weggezogen wie dem Hund die Wurst.

Erst allmählich kristallisieren sich unter den bunten Glasklunkern die echten Perlen heraus: ungewöhnliche, freche witzige und sehr atmosphärische Pop Art-Songs, in denen gewollte Übertreibungen gezielt eingesetzt werden, etwa bei „Radios in Motion“, „Statue Of Liberty“ (auch als Single ausgekoppelt), „This Is Pop“, „Into The Atom Age“ oder „I’m Bugged“, das dieselbe Qualität wie „Dance Band“ aufweist. Doch in dieses Album (und etwa die Version von Dylans „All Along The Watchtower“) muß man sich gewöhnen wie an ein ausgefallenes und nicht in die Wohnung passendes Möbelstück, das man aber gerade seiner Auffälligkeit wegen so liebt und verteidigt. Wer einen Nervenzusammenbruch vermeiden will, sollte die Platte auch nicht gerade in einer schwachen Stunde anhören. Und XTC sei nur geraten, bei der nächsten LP, falls sie das bei diesem Tempo überhaupt so lange durchstehen, etwas mehr Selbstdisziplin walten zu lassen und nicht zu viel originelle Einfälle aneinanderzureihen, da sich diese sehr leicht gegenseitig erschlagen. Denn auch kreativer Wahnsinn ist nur dann inspirierend, wenn er ein Konzept erkennen läßt. Talent und Ideen scheinen jedenfalls bei dieser Band im Übermaß vorhanden zu sein.