Yann Tiersen – Les Retrouvailles
Sollte man diesem Mann nun gleich alles verzeihen, der es vollbracht hat, uns den himmlischen Singsang der Frazer (die Rede ist von Elisbeth Frazer, Barbaren!) zurückzugeben, nachdem sie sich nach dem Ende der Cocteau Twins rargemacht hat? Nun, „Kala“, dieser körperlose Kurzbolero, tut diesem Engel zumindest kein Leid an. Dazu ist die geschmäcklerische Rühr-Musik des preiseüberhäuften Bretonen wohl auch gar nicht imstande. Auch mit Jane Birkin, der er halt so einen obligatorischen Chanson ins blütenweiße Laken wickelt, und Stuart A. Staples (Tindersticks). der endlich auch mal mit erdigen, mit grobem Pinsel gemischte Farben Schatten durch Tiersens Romantik-Stilleben ziehen darf, kommt der Spieluhr-Dramatiker erwartungsgemäß gut klar. Der Rest vom Kinderklavier zum Monster-Spinett sind einfältig schöne, zu jeder Zeit ansehnlich arrangierte, im wahrsten Sinn des Wortes jedoch witzlose Kleinbarock-Instrumentais, Leseecken-Klimpereien und aufgeblasene Frankopop-Flüsterlieder in Moll für Millionen, denen noch im geringeren Fall ein Film fehlt. Satie, Gainsbourg, Glass und wie sie alle heißen – mit bloßen Stilübungen und Stücken, die es erst gar nicht versuchen, größer als das Leben zu sein, hätten und würden sich solche Meister niemals abgeben. So bleibt Tiersen eben nur ein Gesell.
www.yanntiersen.com
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