BTB, 572 SEITEN, 22 MARK Und nochmal Beatles, diesmal als Kulisse für einen Roman. Die Beatlemania regierte auch das Land der Fjorde und Langläufer, weshalb Lars Saabye Christensen, 1953 in Oslo geboren, für das Ambiente seines Romans YESTERDAY problemlos auf die eigene Jugend zurückgreifen konnte. Die autobiografischen Züge halten sich allerdings in engsten Grenzen. Romanheld Kim und seine drei Freunde sind Fiktion, die allerdings vollkommen authentisch erscheint. Sie nennen sich George, Paul. John und Ringo, sie wollen eine Band gründen, um besser an Mädels heranzukommen und dem langweiligen Alltag ihrer braven Eltern zu entfliehen. Sie erleben erste Küsse und andere Vollräusche und müssen sich langsam entscheiden, ob sie besser Fußball oder Gitarre spielen sollten. In die Handlung eingewoben sind die jeweils jüngsten Scheiben der Fab Four, und dass sich zwischen „I Feel Fine“ und „Let It Be“ auch politische, kulturelle und gesellschaftliche Veränderungen ergeben, erfahren die vier Helden am eigenen Leib: Als 1971 anbricht, ist Schluss mit lustig. Kim und seinen Kumpels widerfährt, was im Nachhinein als symptomatisch für jene Ära bezeichnet werden kann: politische Radikalisierung sowie Heilssuche in Drogen und Religion einerseits, die (Wieder-)Anpassung an bürgerliche Werte andererseits. Nur Kim fällt aus dem Rahmen, doch mehr soll hier nicht verraten werden. Was auf den ersten Blick wie die sentimentale Aufarbeitung der eigenen Jugend erscheint, ist in Wirklichkeit alles andere als beschaulich,denn Christensens Gestalten sind den Urthemen der Tragödie ausgeliefert: Liebe und Tod, Lust und Wahnsinn, Treue und Verrat. Platte Grabenkämpfe zwischen rebellischer Jugend und erwachsenem Establishment finden nicht statt, und von den Sechzigern als „gute, alte Zeit“ kann schon gar keine Rede sein. YESTERDAY verdeutlicht, daß es letztendlich egal ist, welches Jahrzehnt gerade welche Popmusik hervorbringt, daß es keine Rolle spielt, ob man in Oslo oder sonstwo aufwächst It’s all in your head.