Yusuf – An Other Cup
Cat Stevens, huch, das böse Wort! Allein mit der Erwähnung des titanisch erfolgreichen Folkpop-Sensibelchens kann man bei Leuten einer gewissen Generation Reaktionen ernten, die bisweilen ans Ideologische grenzen. Da rührt man besser nicht daran, das sind alte Flokati-Muff-Jugendtraumata aus den 70ern. Gut, wenn man diese qua später (oder aber deutlich früherer! Geburt nicht erleben musste. Dann hat man unter Umständen den Kopf frei für die Tatsache, dass der Mann ein paar unvergänglich großartige Lieder geschrieben hat. Und hat vielleicht – schon aus Interesse – ein wenig gehofft, dass er nach all den Jahren, in denen er sich nach seinem Übertritt zum Islam und seiner Namensänderung in Yusuf Islam 1977 von der (Pop-)Musik zurückgezogen hatte, doch noch mal eine Platte machen würde. Ein paar Vorzeichen hatte es ja gegeben zuletzt – das „Father And Son“-Duett mit Ronan Keating 2005 ließ nicht eben auf ein Comeback der gediegenen Rubin/ Cash-Preisklasse hoffen. Das ist an other cup auch nicht geworden. Statt eines Rubins hat Islam – der hier nun nur als Yusuf firmiert- Rick Nowels „geholt“, der schon für (schluck!) Dido und Rod Stewart gearbeitet hat und dessen Händchen man wohl die angeschmockte MOR-Aufbereitunq von Songs wie „Heaven“ und „In The End“ verdankt. Dankenswerterweise beschränkt sich diese aber auf wenige Lieder zwischen ansonsten überraschendl?] Ansprechendem. Der Opener „Midday“ und „I Think I See The Light“ schunkeln entspannt mit kubanischen Piano-Phrasen daher, und sparsam instrumentierte Sachen wie „The Beloved“, „Maybe There’s A World“ und „One Day At A Time“ sind, tja, ziemlich klassischer Cat Stevens (und ja: die tolle Stimme ist intakt). Abgesehen von zwei Interludien mit Esoterik-Plingplong und Spoken-Word-Weisheiten und derein oder anderen Passage der vorrangig im Spirituellen verorteten Texte kommt hier angenehm wenig Kitsch auf. Und freilich dies: Musikalisch wie ein Fremdkörper sitzt mitten im Album das mit dramatischen Keyboard-Streichern verquaste Cover von „Don’t Let Me Be Misunderstood“. Das war dem mittlerweile 58-Jährigen angesichts der Missverständnisse der Vergangenheit (for the record: Nein, Yusuf Islam hat nie die Fatwa gegen Salman Rushdie unterstützt) und den „Clash of the cultures“-Hysterien der Gegenwart wohl wichtig. „I’m just A man whose intentions are good“, fleht er. Fairenough, aber die Musik ist krank? Allah sei Dank: Dieser Song ist das schwarze Schaf auf einem ansonsten doch sehrokayen Alterswerk/Comeback-Album.
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