Zvuki Mu – Zvuki Mu

Wenn Brian Eno mit einer „unoffiziellen“ Moskauer Band in Moskau ein Album produziert und selbiges deren erste Veröffentlichung im Westen ist, ist das ein wichtiges Musikereignis. Wenn diese Band Musik macht, die fernab aller möglichen Kategorisierungen ihr eigenwilliges Dasein zwischen Free-Jazz und traditioneller russischer Gegenkultur fristet, ist das avantgardistisch. Und wenn der Sänger und Kopf der Band von der sowjetischen Nachrichtenagentur Tass nach einem Konzert als ,verrückt‘ bezeichnet wird, ist das interessant. Wenn dieses interessante, avantgardistische Produkt verbesserter ost-westlicher Beziehungen mit nervenaufreibendem Klanggewirr und verzerrtem Gesang nahe der Schmerzgrenze zum eigenen Freifahrtschein Richtung Irrenhaus wird, hat die Toleranz für außergewöhnlich wichtige Musikereignisse aber ein Ende.

Zvuki Mu mit Sänger Peter Mamonov ergeht sich zwei Plattenseiten lang in manischer Rhythmusmonotonie und ätzend-dramatischem Gesangstremolo. „Echt paranoid“ bleibt das einzig passende Attribut. Die mitgelieferten Übersetzungen der russischen Texte, die hauptsächlich von psychopathischen Beziehungskisten handeln, unterstreichen den Zwangsjacken-Approach. Gegen Zvuki Mu ist der Wahnsinns-Pop von Blurt eine Frühlingssinfonie. Empfehlenswert allenfalls auf Krankenschein, aber wo bleibt dann die Kostendämpfung im Gesundheitswesen?