Rolling Stones: Toronto, Palais Royale


Mit einem "secret clubgig' spielt sich die "größte Rock'n'Roll Band der Welt" für die anstehende "Licks "-Tournee warm.

Als um 22:30 Uhr endlich das Licht erlischt und vor der Bühne Jubel losbricht, werden auf der Seeterrasse Cocktails verschüttet. In den Kellertoilletten werden hastig Spühlungen gedrückt und an den Bars halbgezapfte Biere zurückgelassen. Wer noch nicht dort ist, stürzt in den Saal, und da tut sich erstmal gar nichts. Alles wartet gespannt im Dunkeln, bis auf Spätkommer Dennis Quaid, der sich leicht gehetzt mit seinem Sohn Jack einen Weg durch die Menge bahnt. Kaum stehen die beiden, dröhnen verzerrte Akkorde aus den Lautsprechern, gefolgt von Gegniedel und einem lauten KNACK. Keith nestelt backstage an seiner Telecaster rum. In jeder anderen Band gab’s dafür was auf die Finger. Doch es sind die Rolling Stones. die heute nach vier langen Wochen Proben endlich spielen wollen. Eine Mythos-beladene Entertainment-Maschine, die auf der kleinen Bühne am Lake Ontario zu dem wird, was sie ist: eine Rock’n’Roll-Band. Mit einem unfassbaren Repertoire, mit 40 Jahren Erfahrung und einem ewig stoischem Drummer, der mit der rechten Hand aussetzt, wenn die Linke schlägt. Und der sogar ein wenig lächelt, als er loslegen darf – It’s Only Rock’n’Roll. Kleiner Club hin oder her, die Stones machen erstmal Stadionsound mit einem Druck, dass die niedrige Decke abzuheben droht. Jagger hampelt, rockt, fuchtelt und kräht. Er ist fit, er ist konzentriert. Er macht den Job gut. denn er reißt die Leute mit. Keith rupft an den Seiten, malträtiert das Gerät und schaut dabei stolz wie ein Dreijähriger. Bläser tröten und Background-Sänger machen „uuh-aah“, bis sie vor lauter gutem Willen alles kaputt heulen, als bei „Wild Horses“ erstmals „Club-Atmosphäre“ aufkommen soll. Es gibt Rares (Otis Reddings „Can’t Turn You Loose“, „Torn And Frayed“). Altes („Heart Of Stone“), Neues („Don’t Stop“, ein Rumpler nach dem Motto „don’t bore us, get to the chorus“) und natürlich Klassiker wie „Brown Sugar“. Höhepunkt aber ist „Can’t You Hear Me Knocking“, bei dem sich die Profis auf der Bühne tatsächlich ein wenig fallen lassen. Keith nickt Ron Wood zu, der grinsend losdudelt. Und jetzt wird gejammt. Gelacht. Anerkennend genickt. Und Mick? Der hat sich längst verdrückt…

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