So wird Musik gemacht


Zu spät gestartet: JBreaking Glass“ mit Hazel O’Connor Star des in England bereits ausgelaufenen und bei uns viel zu spät gestarteten Films ist die Londoner Musikerin Hazel O’Connor, die sich fast sogar selbst spielt Die in der Realität nur mäßig erfolgreiche Musikerin, erlebt in „Breaking Glass“ als Kate eine steile Karriere, die ihr bisher allerdings nur ansatzweise gelang und garantiert von jedem, der sich dem Musikbiz aushändigt, erträumt wird. Wenn auch mit einem anderen Ziel im Auge, als es die Dramaturgie des Films vorsieht Aufstieg aus dem Nichts, Erfolge, Karriere, Geld und…führen in den Träumen meist eben nicht über Drogen, Alkohol und Klapsmühle ins Aus. Daß eine Hazel O’Connor das im Film beschriebene, ansatzweise sogar analysierte, buchstäbliche Ende, trotz vieler Beispiele aus demRockbusiness offenbar jedoch für sich nicht wahrhaben will, zeigen ihre gegenwärtigen Bemühungen, in der Rockwelt auf bequemere Art und Weise Fuß zu fassen. Und schizophren wird dies, wo die Marketing-Strategie die Geschichte der Kate als Promotion für Hazel O’Connor ausschlachtet Dabei ist „Breaking Glass‘ durchaus kritisch und eher ein herber Schlag vor den Latz der Musikbranche. Der Film ist, wenn die Lichter ausgehen, aJso noch lange nicht aus.

Als Kate, unbeleckt, von den Verlockungen des schnellen Geldes, idealistisch und wild entschlossen, schlägt sich Hazel O’Connor stickerklebend durch das nächtliche London, trifft auf den, mit den Gesetzen der Branche durchaus vertrauten, schlagfertigen aber liebenswerten Danny (von Phil Daniels gespielt und hinlänglich aus Quadrophenia bekannt), singt ihm vor. Er wird ihr Manager, glaubt an sie, verliebt sich und findet für Kate die ideale Band. Modem, schnell und poppig. Wahrscheinlich unbewußt dem Sujet des Films angepaßt. Ihre Musik ist versatzstückhaft, wenig originell auf Erfolg getrimmt und dahingehend berechnet.

Kate bleibt idealistisch. Sie will unabhängig bleiben. Keine Verträge, nur Musik machen. Aber die Band ist zu gut, die Auftrittsmöglichkeiten zu schlecht. Ein Demo-Band wird gemacht, rein zufällig die richtige Mischung gefunden, die Veranstalter-Agenturnach zähem Ringen davon überzeugt. Doch das kostet seinen Preis. Kate muß einen Zweijahres-Vertrag unterschreiben. Von nun an geht‘ s bergauf. Keine Prügeleien mehr von wilden Punks vor der Bühne, keine üblen Kneipenwirte, die keine Gage zahlen, kein Arger mehr mit der Polizei. Die Auftrittsmöglichkeiten werden besser.

Danny setzt seine dubiosen Beziehungen zu einer Plattenfirma ein, und erreicht, daß wichtige Leute beim nächsten Auftritt der Band dabei sind. Trotz Stromausfall in der Halle, kein Licht, Kate muß ohne Mikro singen, die Band hat trotzdem Strom (englische Technik oder peinlicher Schnitzer) wird der Auftritt ein Erfolg. Die Firmenleute sind begeistert, a star is born. . .Kate wird eingekauft, und Geld korrumpiert. Sie läßt es zu, daß ihre Texte zensiert werden; das Ideal der Unabhängigkeit ist schnell vergessen. Ein Todesfall wirft sie aus der Bahn, willenlos liefert sie sich völlig der Musikindustrie aus. Von nun an wird gestylt, man nimmt ihr das Denken ab, sie ist nicht mehr sie selbst. Stress und Hektik beginnen, sie fertig zu machen, aber Geld ist wichtiger. Ihr Ende wird absehbar.

„Breaking Glass“ ist ein Musikfilm über das Räderwerk der Rockmusik. Kein Film um Musik, als schmales Gerüst für eine schmalbrüstige Handlung, sondern einer, der vielleicht begreifen läßt, wie Musik gemacht wird. Autor und Regisseur Brian Gibson versucht, die Verschleißpraktiken der Musikindustrie darzustellen, was ihm allerdings nicht überall glaubhaft gelingt. Er driftet an mancher Stelle in arge Klischees ab: Der böse Arzt verpaßt skrupellos Aufputschspritzen. Der heroinsüchtige Saxofonspieler muß sich vom Schauspieler-Laien-Musikerprofi Gary Tibbs zu Sprüchen wie: „Wo hast du es, gib es mir, du weißt doch ich brauche es.

bitte…“ hinreißen lassen.

Für Branchenunkundige bleibt manches im Dunkel, noch zu stark verschlüsselt. Im ganzen aber ein schneller, lauter und schriller Film mit gut arrangierten, überzeugenden Live-Auftritten der Band. Es bleibt auch wenig Raum für Sentimentalität und Gefühle, was wiederum genau den emotionalen Zustand der Branche trifft. Sei schnell und dabei, oder du wirst vergessen.