„Split“ hat den finalen Twist, mit dem Regisseur M. Night Shyamalan seine Karriere rettet


Mit „The Sixth Sense“ und „Unbreakable“ wurde Shyamalan zum Kultregisseur. Danach stürzte er brutal ab. Mit „Split“ gelingt ihm ein erzählerisches Kunststück, das den Gesetzen der Filmbranche trotzt. Achtung: Dieser Artikel enthält SPOILER!

Wenn am Donnerstag der Thriller „Split“ mit James McAvoy in den Kinos startet, werden viele Zuschauer bis zum Finale des Films überhaupt keine Ahnung haben, was sie sich dort überhaupt anschauen. Klar, einen solide gemachten, gut gespielten Kidnapping-Thriller über einen Täter, in dessen Kopf 23 Persönlichkeiten entstanden sind. Dies sagen aber bereits Plakate und Werbespots zum Film. Die ganz große Überraschung hält Regisseur M. Night Shyamalan allerdings bis zum Ende zurück: „Split“ ist – Achtung, Spoiler! – eine Fortsetzung zu seinem Film „Unbreakable“ aus dem Jahr 2000. Eine ausführliche Origin-Story für einen irren Bösewicht, der in einem dritten Film noch einmal zurückkehren soll.

Shyamalans Karriere lag eigentlich brach, er wurde über die Jahre zum Gütesiegel für besonders schlechte Filme. Zwar wurde er Ende der 90er für „The Sixth Sense“ und „Unbreakable“ bejubelt, danach folgte aber mit „The Village“ und „Signs“ Belangloses. Und mit „The Happening“ (2008), „Die Legende von Aang“ (2010) und „After Earth“ (2013) drei cineastische Katastrophen. Den Satz, den Shyamalan in dieser Zeit laut eigenen Aussagen oft gehört hat: „Warum machst du nicht einfach eine Fortsetzung zu ‚Unbreakable‘?

Der Handlungsort in „Split“ ist der erste Hinweis

M. Night Shyamalan

Shyamalan hat dies nun getan, mehr oder weniger: James McAvoys Figur aus „Split“ sollte eigentlich schon der Antagonist in „Unbreakable“ sein, allerdings wäre die irre Figur für den besonders ruhigen Film seiner Meinung nach zu viel gewesen. In „Unbreakable“ stellte Bruce Willis damals fest, dass er nahezu unverwundbar ist. Niemals war er krank, er überlebte mehrere Katastrophen, darunter auch ein Zugunglück. Sein Gegenspieler war im Jahr 2000 Samuel L. Jackson, der im Gegensatz zu Willis‘ Charakter besonders zerbrechlich war. Er hatte Glasknochen, saß im Rollstuhl und war fixiert auf Comic-Superhelden. Shyamalan drehte also einen der ersten Superhelden-Filme des neuen Jahrhunderts, nur ungleich ruhiger und dezenter als es „Spider-Man“ und „The Avengers“ sind. Das Übernatürliche verpackte er damals in einen geerdeten Thriller, der in Philadelphia spielt. Und dass „Split“ jetzt ebenfalls in der Stadt angesiedelt ist, hätte die Zuschauer eigentlich vorwarnen sollen. Zumal der Look des Films nicht weit entfernt ist von „Unbreakable“.

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Shyamalan hätte seinen nun startenden Thriller als Spin-off oder lose Fortsetzung bewerben können, die Aufmerksamkeit für den Film wäre deutlich größer gewesen. Immerhin sind Fortsetzungen seit Jahren das große Kinokassen-Zugpferd und verkaufen sich deutlich leichter als neue Inhalte. Allerdings liebt der Regisseur seit jeher den großen Schluss-Twist, ein Mittel, das ihn bis heute berühmt macht. In „The Sixth Sense“ stellte sich in einer der letzten Szenen heraus, dass Bruce Willis von den Zuschauern unerkannt einen Toten spielt – eine Überraschung, die bis heute als einer der besten Twists der Filmgeschichte gilt.

Verkopfte Geschichten mit großen Knall

Alle weiteren Überraschungen in Shyamalans Filmen gingen danach unter, weil die verkopften Geschichten, die er wie in „The Happening“ spektakulär zu inszenieren versuchte, nicht mehr zum Publikum durchdrangen.

Doch mit „Split“ und dem großen Twist, der nicht nur den eigenen Film völlig neu einordnet, sondern auch innerhalb der aktuellen Branchengesetze überrascht, hat Shyamalan ein beindruckendes Comeback hingelegt, völlig aus dem Nichts. Ein weiterer Teil, in dem Bruce Willis‘ Figur aus „Unbreakable“ gegen das Monster antritt, das in „Split“ erschaffen wird, scheint nun unausweichlich. Und wartet im Kopf des Regisseurs schon seit mehr als 15 Jahren auf seine Umsetzung.

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