Superhelden im Krisenhoch


Praktisch, so ein Held, der die Welt rettet - aber nicht mal im Kino geht das noch ohne Neurosen.

Ist es ein Vogel? Ein Flugzeug? Es ist Superman! Superhelden und Heilsbringer aller Art waren in Hollywood 2008 präsent wie selten zuvor. Ob sich Amerika damit in Stimmung brachte für Obama, ob man wenigstens im Kino für klare Verhältnisse sorgen wollte oder aber Comicwelten der Generation 2.0 eine ideale Projektionsfläche für die Belange der Zeit bieten, sei dahingestellt. Jedenfalls böte die moderne Welt genug Herausforderungen, um Superhelden ganzjährig zu beschäftigen. Doch wo anfangen? Lässt sich zwischen Gut und Böse noch klar trennen? Und wenn man nicht Teil der Lösung ist, ist man dann Teil des Problems?

Den ambitioniertesten Sprung ins Minenfeld solch existenzialistischer Fragen wagte the dark knight. Trotz seiner Düsternis und seiner ungeschminkten Verweise auf eine von Angst gelähmte Gesellschaft bot die Anti-Apotheose der Fledermaus atemberaubendes Entertainment und landete weltweit einen ungeahnten Erfolg – nicht zuletzt dank einer letzten Galavorstellung von Heath Ledger, der als fleischgewordene Lust am Nihilismus Filmgeschichte schrieb, Hellboy 2 setzte dem analytischen Schwarzsehen die pure Lust am Fabulieren entgegen. Während der Spaß an iron man darin bestand, der Zähmung des einst widerspenstigen Bad Boys Robert Downey Jr. in Realzeit zuzusehen. Auch der Uunglaubliche Hulk wurde wieder ausgemottet nach Ang Lees reizvoller, aber massenuntauglicher Psychologisierung vor Jahren. Neben Figurenentwicklungwurde auch auf eine Handlung verzichtet, so dass Hauptdarsteller Ed Norton wie ein Gast im eigenen Film wirkte, während der Hulk einfach ziemlich viel kaputt machte.

Oder Hancock. Peter Bergs wüste und wüst von hinten erzählte Geschichte über einen jungen Gott, der als Kind nicht richtig geliebt wurde und deshalb als Trunkenbold in Los Angeles Omas unflätig anquatscht – und aussieht wie Will Smith -, war eine Satire, aber so unlustig krude, dass es zum Weinen war. Während der einstige Action-Adonis Harrison Ford nach 19-jähriger IndianaJones-Pause überprüfte, ob der Hut noch passt. Tat er. So gut, dass er damit eine Atombombe überleben durfte („nuke the fridge“), um schließlich zum Showdown wieder ins Altenteil zurückzukehren, während die Effekte den Rest übernahmen. Jünger war da schon James Bond, der in ein Quantum trost auf ein Quantum Story verzichtete und sich lieber aus Herzbruch quer über den Erdball keilte. Der waschechte Supermann muss nun im Frühjahr 2009 erst einmal die Genre-Demontage watchmen überstehen – so eine Art „South of Heaven“ des Subgenres. Danach braucht man eigentlich nie wieder einen anderen Superheldenfilm. Außer er ist so gut wie the dark knight.