Superstarsailor


Etappenziel Weltherrschaft. Mit dem neuen Album silence is easy wollen Starsailor noch größer als groß werden.

Die Galerie der mit Gold und Platin veredelten Superstars im Konferenzzimmer der Kölner EMI kommt derzeit noch ohne Starsailor aus. Robbie Williams, die Beatles, Tina Turner, Pet Shop Boys und die Scorpions. Kraftwerk sind gerade mit tour de france Soundtracks von o auf i in Deutschland gechartet, bald wird hier eine weitere Goldene hängen. Die Promoterin strahlt aus allen Poren, es ist einer dieser heifien Tage. James Walsh und James Stelfox kommen von der kurzfristig einberufenen Terrassen-Party und haben Bier mitgebracht. Ihre ersten Äußerungen orientieren sich am Tagesniveau:“.Wir sind heute sehr glücklich“, erzählt Stelfox. „Wir haben gestern unseren besten Gig gespielt.“ Walsh wird deutlicher:“.In einem Londoner Club namens Ulu, Mark Collins von den Charlatans war als Gast-Gitarrist dabei. Es kann so schwer sein in London, weit die Leute so cool sind, aber gestern haben sie uns angenommen“ James Walsh wirkt noch glücklicher als James Stelfox.

London muss man erst mal packen. Dabei haben Starsailor dem Hauptstadt-Sog bislang tapfer widerstanden.“.Wirhingen nie in London rum ‚,‘ erzählt Walsh. ,,/n Chorley und Warrington war man von so ziemlich allem isoliert, was aber gar keine schlechte Sache wor’Chorley, die Kleinstadt bei Manchester, in der Walsh aufwuchs, bot immer schon wenig Zerstreuung für Teenager. Mit zwölf nahm Walsh Pianostunden, mit 14 schrieb er seine ersten Songs. Die sollten einmal so groß werden wie die Hits all der Bands, die sein älterer Bruder ihm vorspielte: Oasis, Blur, die Charlatans. Als Walsh IGitarre, Gesang) mit James Stelfox (Bassl und Ben Byrne (Schlagzeug], zwei Kommilitonen vom Music College, sowie Schulfreund Barry Westhead iKeyboards], einem klassisch ausgebildeten Pianisten, sechs Jahre später seinen ersten Auftritt unter dem Namen Starsailor gibt, ist die Fast-Forward-Taste im Karriere-Programm schon gedrückt. Ein einziger Konzertbesuch ist dem britischen Fachorgan für Kurzgebratenes, NME, genug, um der Band im April 2001 eine Titelstory zu widmen. Der Konzertbeobachter bricht fast in Tränen aus, er schwärmt von einer Band, ..die gesegnet ist mit einem Sänger, dessen Stimme wie eine emotional gewordene Telegrafenleitung vibriert“. Walsh, gerade mal 21 bei den ersten Aufnahmen, singt mit einer Intensität, die den einstigen Chorknaben verrät, und besitzt diesen religiösen Ernst, der noch jedes Hilfsverb in die wolkigen Sphären des U2-Stadionrock katapultiert. Eine tapfere Band mit einem Ziel: echte Gefühle für die Charts. Nach knapp einer Million verkauften Exemplaren des Erstlings love is here und den Headlines aus der britischen Hype-Maschine {..Die neuen Radioheod“) waren Starsailor für eine junge Band schon zu weit nach oben gestolpert, um jetzt nur ein gutes neues Album abliefern zu dürfen. Was will eine Band eigentlich nach so einem erfolgreichen Debüt? Stelfox grinst.“.Die Weltherrschaft. Es gibt nichts Wichtigeres als Einzigartigkeit. Auf dem Debüt waren noch fremde Einflüsse hörbar, inzwischen haben wir unsere Nische gefunden. Wir können mit Radiohead und Coldplay mithalten.“

Was auf eine Art stimmt: Inzwischen spielen Starsailor eine Hauptrolle in der Coldplay-Liga für hochauflösende Innerlichkeit. Die Lücke, die der jahrelange Brit-Pop-Schaukampf zwischen Blur und Oasis hinterlassen hatte, füllen Bands wie Coldplay, Starsailor, Doves und Elbow mit Melancholie, die sich in Songs über verlorene Lieben, über Selbstzweifel und die Suche nach dem Wahren und Echten breitmacht. Dass das nicht nur britische Ptattenkäufer interessiert, sondern auch in den USA registriert wird, gibt ihnen die nötige Zuversicht für ihren weiteren Weg. Wahrscheinlich werden sich Starsailor bald ins Stammbuch schreiben dürfen, die letzte Band gewesen zu sein, die mit dem Architekten des“.Wall Of Sound“ ein Studio teilte. Phil Spector, im Frühjahr wegen Mordverdachts an einer Schauspielerin verhaftet, ließ Walsh und Kollegen bei einem Konzert im vergangenen Jahr eine Liebesbotschaft ausrichten:“.Er traf uns und schlug vor, Songs in den Abbey-Road-Studios aufzunehmen. „

Es dauerte nicht lange und Spector kam tatsächlich nach London. „Wirhatten schon den Eindruck, mit einem Exzentriker zu arbeiten“, meint Walsh. „Dass er jemand sein soll, dereines Mordes fähig ist, ist sehr seltsam im Nachhinein. Die ersten Wochen waren magisch, und er wollte das komplette Album mit uns machen. Wir sahen das etwas anders. Phil Spector war der Richtige für den Titelsong, aber ich denke, dass er nicht der Richtige für die anderen Songs gewesen wäre.“ Stelfox macht seiner Abneigung gegen Bands Luft, die nur alt und authentisch klingen wollen-, „Ich frage mich ernsthaft, warum Fortschritte in der Soundtechnologie gemacht wurden. Man sollte Starsailor als Gegenbewegung zu Garage-Bands wie den Strokes und den White Stripes sehen: groß, episch, mit Streichern. „Walsh sieht es entspannter: “ Es gibt eine Berechtigung für alle Arten von Musik – außer für verpfuschten Dance-Versionen von Bryan-Adams-Songs, das ist Teufelszeug. “ Er sagt das ganz sanft und weich. James Walsh könnte einen Banküberfall ankündigen, ohne dass man es ernsthaft mitbekommen würde. „Das Großartige im Moment in Engtand ist, dass eine Band wie Coldplay sich so gut verkauft wie all die One-Hit-Popacts. The Coral hatten sogar ein Nummer-eins-Album. Wenn dos die Mainstream-Musik der Zukunftist, brauchenwir keine Angst zu haben.“