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Wir arbeiten alle mehr als wir sollten : Keith Cullen und das Team von Setanta Records bauen ihre Bands langfristig auf.

Es war nicht Keith Cullens Schuld, dass der erste Künstler, den er 1990 bei seinem eben gegründeten Label Setanta Records unter Vertrag nahm, nicht lange bei ihm blieb. „Er war ziemlich verrückt“, erzählt er etwas betrübt über den Sänger der irischen Band Beethoven, deren Debüt „Him Goolie Goolie Man Dem“ inklusive einer Coverversion von „Day Tripper“ Anfang und Ende einer kurzen Bandhistorie war. „Er hat vier Liter Cider getrunken, ist im Hyde Park schwimmen gegangen und nicht mehr aufgetaucht“, so Cullen, der sich von diesem Tiefschlag zwar vorübergehend beirren, nicht aber aufhalten ließ. 1985 hatte er seine Heimat Dublin mit einem Ziel verlassen: Er wollte in London eine Plattenfirma gründen. „Irland ist in den letzten zehn Jahren ein bisschen kosmopolitischer geworden. Aber damals war es sehr katholisch. Ich konnte es nicht ausstehen „, erinnert sich der besonnen wirkende Labelchef, dessen irischer Akzent nur „im betrunkenen Zustand noch stark“ durchschlägt. In London fasste er zunächst als Fahrradkurier Fuß, arbeitete aber bereits damals konzentriert an den Vorbereitungen zur Labelgründung. „Ich weiß selbst nicht, warum das so dringend war“, überlegt er. „Ich hab nie ein Instrument gespielt. Ich wollte in keiner Band sein. Es war mir einfach immer klar, dass ich Platten veröffentlichen wollte. Die Seite hat mich interessiert.“ Da die finanziellen Mittel knapp waren, folgte in den Anfangstagen den ersten Singles auf Setanta nicht immer ein Album. „Der Wendepunkt war Divine Comedy“, sagt Cullen rückblickend. „Das war nur ein Musiker- das konnten wir uns leisten. Einen Act länger begleiten zu können war ein sehr schönes Erlebnis.“ Nach einem gescheiterten Versuch, mit einem Außenbüro in New York auch die USA als ergiebigen Markt zu erschließen, konzentriert sich Cullen heute auf das Wesentliche: „Wir sind nur zu viert und arbeiten alle mehr als wir sollten. Das Wachstum darf ruhig langsam vorangehen. Am meisten interessiert mich, über einen Zeitraum von drei bis vier Jahren Künstler bei der Entwicklung zu unterstützen. Wir sind nicht auf der Suche nach einem Hit. „Mit dieser Einstellung hat es Cullen geschafft, Setanta in England enorm viel Respekt zu verschaffen. Talente wie Evan Dando, Richard Hawley und der notorisch unterschätzte Edwyn Collins vertrauen dem Label, das dank seines potenten Vertriebspartners EFA zunehmend auch in Deutschland von sich reden macht. Über 13 Jahre hat das Team in London Setanta zu einem Unternehmen gemacht, das heute einen Platz unter den engagierten, idealistischen und angesehenen Independent-Labels wie Glitterhouse, Compost, F Communications und Blue Rose hat, die mit einem klaren Profil und qualitativ hochwertigen Veröffentlichungen einen unbezahlbaren Beitrag zur musikalischen Vielfalt im Musikbusinessleisten. www.setantarecords.com