Tanklastzug und Kajak


Wer ihren Hit „Gekommen um zu bleiben“ vor einem halben Jahrzehnt für einen Gag hielt, hat die Schaffenskraft und Leidenschaft dieser Band unterschätzt. Nach einer selbst verordneten Atempause sind Wir sind Helden zurück.

Danny Engel ist ein Mann, der Sachen auf die Reihe kriegt. Ein Zuwegebringer, ein Bewerkstelliger, wörtlich übersetzt: ein Manager. Das ist sein Talent, das ist sein Beruf, den er mit ebenso bewunderns- wie beneidenswert zurückgelehntem Gleichmut ausübt. Wenn einen der Wahlhamburger, der seine Skillz vorrangig in den Dienst der hanseatischen HipHop-Szene stellt, in einem Biergarten in Kreuzberg über sein aufgeklapptes Laptop hinweg (Danny Engel hat so gut wie immer sein Laptop aufgeklappt und bewerkstelligt gerade irgendwas) angrinst und sagt: „Diese Band treibt mich in den Wahnsinn!“ (wobei außer einem kleinen Flackern in den Augen nichts an ihm auf Gestresstheit oder gar bevorstehenden Wahnsinn hindeutet), dann ist klar: Wir sind Helden sind wieder unterwegs.Der Band, die alles ein bisschen eigensinniger und komplizierter angeht als vergleichbar erfolgreiche Acts, bei denen es auch einfach mal stromlinienförmig flutscht, ist Engel seit über sieben Jahren als Quasi-Manager (von Rechts wegen fungieren die Helden seit schlechten Erfahrungen mit abgefeimten Popvermarktern ganz am Anfang ihrer Karriere als ihr eigenes Management) und Organisations-Allesmann auf Gedeih verbunden. Und hat in dieser Zeit sicher sein Teil an Duldsamkeit und Psychologie dazugelernt. Nach zweieinhalb Jahren Pause – der längsten der Bandgeschichte – haben sie jetzt eine neue Platte gemacht. Gerade eben noch, von März bis in den Mai hinein wurde in Berlin aufgenommen (ME berichtete). Und weil die Zeit sich so beeilt, sind Judith Holofernes, Pola Roy, Jean-Michel Tourette und Mark Tavassol jetzt, Mitte Juli, bereits auf Promotion-Tour unterwegs. BRING MICH NACH HAUSE heißt das vierte Werk, und zumindest Judith und Pola haben heute nicht mehr weit bis zu ihrer Wohnungstür. Am Ende eines langen, heißen Interviewtages treffen wir uns in einem Café gleich um die Ecke der Familie Holofernes-Roy, für Interview und Getränke. Später am Abend ist dann noch ein Zusammensetzen mit Danny Engel anberaumt, dessen Mission es ist, dem notorischen Diskussionskomplex WSH ein paar Entscheidungen abzuringen, was die Gestaltung des neuen Tonträgers angeht. Vor einigen Tagen haben die vier einen langen, anstrengenden, tollen und ebenfalls nicht kühlen Tag im Umland von Berlin verbracht und mit einem Team der Berliner Visual-Agentur Billy & Hells Fotos gemacht. Es ist die Rede von einer Waldsession, einer Bootsession, einer Seesession und gar einer Wüstensession. Jeder findet was anderes gut fürs Cover vorne und fürs Booklet innen und wieder was anderes für Pressefotos und … „Es wäre verdammt wichtig“, sagt Danny ohne großen Alarm im Tonfall, „dass bis Freitag zumindest das Frontcover entschieden ist, sonst gehen alle Monatszeitschriften ohne Coverabbildung raus …“Lesen Sie den vollständigen Artikel im aktuellen

Musikexpress

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Josef Winkler – 25.08.2010