The Godfathers


New Yorker Rockfans erinnern sich mit Begeisterung an das Konzert der Godfathers vor knapp drei Jahren im alten Ritz. Jene Show verursachte ein sensationell aufregendes Prickeln der Sinne — wie eine Mischung aus Sex Pistols und Rolling Stones. Die Godfathers spielten sogar den Pistols-Song „Anarchy In The UK“ und kündigten ihn als „altes englisches Volkslied“ an. Damals hatte die Band gerade mit BIRTH. SCHOOL. WORK, DEATH ihr erstes Album auf dem amerikanischen Markt veröffentlicht und wurde unter College-Kids als heißer Geheimtip gehandelt.

Das vollgestopfte neue Ritz, die frühere Promi-Disco Studio 54. lieferte den Beweis dafür, daß das New Yorker Publikum die fünf Briten längst als eine der besten Live-Bands anerkennt. Und mit vollen 24 Songs mit geradeaus donnerndem Gitarren-Rock der alten Schule wurden die Godfathers diesem Prädikat gerecht.

Ein witziger Schlenker eröffnet das Konzert kurz vor Mitternacht: Eine Ouvertüre vom Band, die aus dem Vorspann der Mafia-Saga „Der Pate“ stammen könnte, spielt auf die Namensgleichheit der Band mit den Filmen von Francis Ford Coppola an. bevor Leadsänger Peter Coyne mit „Something Good About You“ in einen der aufregendsten Live-Gigs einsteigt, den das neue Ritz bisher erlebte. In konservativer Stoffhose und Hemd sieht Coyne fast aus wie ein biederer Buchhalter während der Mittagspause. Wenn er freilich mit Minimalgestik durch Songs wie „King Of Misery“,“.Don’t Let Me Down“. „She Gives Me Love“ oder den Ramones-Fetzer „Blitzkrieg Bop“ tobt, verwandelt sich der biedere Dr. Jekyll in einen teuflisch guten Mr. Hyde des Rock ’n‘ Roll. Da

stimmt einfach alles: das Tempo, die Diktion, die Attitüde — kurz: die Rock-Power.

Schnurgerade nebeneinander an der Bühnenrampe aufgebaut führen Coyne. sein Bruder Chris am Baß sowie die beiden Gitarristen Mike Gibson und Chris Burrows durch den Set. während Drummer George Mazur im Hintergrund bleibt und vor ihnen die Muskelgorillas alle Pranken voll zu tun haben, um die wilde tanzende Menge im Zaume zu halten. Ein Song wie „Birth, School. Work. Death“ stößt auf den größten Jubel, während die Godfathers den potentiellen Hit „Believe In Yourself“ vom aktuellen Album UN-REAL WORLD mit den stärksten Gitarrenriffs des Abends und dem härtesten Trommelbeat ausstatten. Das macht unweigerlich Laune.

Auch nach 19 Songs, drei Zugaben und schon eingeschaltetem Putzlicht will sich das Publikum nicht zufrieden geben. Die fünf Engländer haben den New Yorkern bewiesen, daß die guten Erinnerungen an das Konzert vor drei Jahren absolut nicht trogen: Die Godfathers sind fürwahr eine der besten und aufregendsten Live-Bands diesseits und jenseits des Atlantiks.