Lang lebe die Zweierbeziehung, zumindest, wenn sie musikalisch so zarte Blüten treibt. Harriel Wheeler und David Gavurin, das kreative Gespann der Sundays, sind mit ihrem LP-Debüt READING, WRITING AND ARITHMETIC hörbar weil entfernt von der Partnerschaftskrise. .Manchmal wundere ich mich auch darüber, daß wir uns nie über kriegen, Schließlich sind wir durch die Musik praktisch 24 Stunden am Tag zusammen.“ Das sollten sie auch bleiben, produziert das Paar doch am laufenden Band starke Melodien, untermauert von Harriets unvergleichlicher Stimme zwischen Unschuldsengel und Rotzgöre und von Davids glasklarem Gitarrenspiel in hörbarer Smiths-Bewunderung. Der englische Melody Maker ließ sich von ihrer eigenen Klangmischung mit Mut zum ehrlichen Gefühl spontan begeistern und widmete ihnen eine Cover-Story noch vor der ersten Single-Veröffentlichung. „Das hat außer uns bisher bloß Bruce Springsteen geschafft“, grinst David.

Wenn die Theorie stimmt, daß die Kinder von altlinken Ex-68ern automalisch entweder Republikaner oder Yuppies werden, sollte der deutsche Satiriker Henning Venske nochmal einen Vaterschafts-Test machen: Obwohl es in den Songs auf FAIRLY TRUE, dem Vinyl-Debüt seiner Tochter Lola Venske vor allem um gefühlige Männlein-Weiblein-Angelegenheiten geht – von rechls-dumpfer Konsum-Anbeterei ist bei ihren Texten keine Spur. Eher schon handfest beschriebene Lebens-Tragik, wos die 28jährige mit dem kupferroten Haarschopf da besingt: „Klar, ich bin nicht mehr die Jüngste. Und unbedarft in diesen Dingen bin ich ja nun auch nicht gerade.“ Auch nicht in Sachen verbotener Substanzen (vor Jahren in allen Klatsch-Spalten), denen die frühere Chor-Sängerin bei Udo Lindenberg inzwischen abgeschworen hat. Sparsam instrumentierte Songs mit englischen Texten, Lolas beherzte Stimme und eine gelungene Version von David Bowies „Golden Years“ zeigen, daß man mit einem Promi-Papi nicht unbedingt als Berufs-Töchterlein enden muß.