Tuxedo Moon – Kopfmusik aus dem Herzen


Vor-Gedanke/-Gefühl (aus dem Nebel heraus); „Ein Schatten ist ein Schatten und muß es immer bleiben. Nur wo ein Mensch ist, ist ein Schatten, und wenn man weiß, daß der Mensch nicht mehr da ist, was wird dann aus seinem Schatten?“ Dialogausschnitt, KAGEMUSHA, A. Kurosawa.

„I raise my glass to my dark companion, he smiles at me… the view from here is cloudy NOW.“ „Dark Companion“, Tuxedo Moon.

Auszug Werbetext der Plattenfirma: „Tuxedo Moon are the leading lights of the new San Francisco experimentalscene.“ Companeros im Schatten. Bilder im Licht.

Tuxedo Moon live im Süd-Osten Berlins. Bezirk 36. Im Westen. Sie kommen mit zwei Autos aus dem Westen. Aus Groningen (wo es einen Gig gab). Mit Verspätung. Weil a) ein Auto fast zusammenbrach; weil sie sich b) am Kontrollpunkt in die Fahrtrichtung Ost (Berlin) eingeordnet haben. Der Süd-Osten liegt aber im Westen. Der Grenz-Mann hat ihnen das erklärt und so blieb es Tuxedo Moon erpart, Unter den Linden nach dem Kudamm zu fragen.

Nach der Tunnel-Fahrt direkt auf die Bühne. Vier Mann, konzentriert auf ihre Instrumente. Dunkel-Gestalten. Steven Brown, Saxophon + Synthesizer; Blaine Reininger, Violine (hallo Klassik!) + Synthesizer; Peter Dächer! (nennt sich auch Peter Principle), Baß + Gitarre; Winston Tong (der Chinese), Gesang. Wenig’spärliches Licht. Weiß. Meistens aber keins. I face the wall. Filme und Dias bilden den lichten Teil, an der Ruck wand, produzieren die Silhouetten/Schatten der vier. Der Mann, der das Licht/die Bilder wirft (der die Filme auch gedreht hat); Bruce Gedulgig, der fünfte T. Moon. Tuxedo Moon ist eine offene Gruppe; es gibt kein feststehendes Konzept. Die Besetzung ändert sich (häufig), den Kern bilden Brown/Principle’Reininger. Der auf einigen Studio-Produktionen mitwirkende Gitarrist Michael Belfer ist zu seiner San Francisco-Band The Sleepers zurückgekehrt.

Die Film-Bilder von Bruce sind Real-Aufnahmen, sind abstrakt, sind surreal. Sie wirken assoziativ’additativ zu dem warmen Stimmungssound der Band. Die montierten Sequenzen werfen’schaff en – entsprechend den Tönen -Momente der Spannung Angst Wärme. T. Moon malen mit ihrer reduziert konzentriert eingesetzten Elektronik surreale (Sound-) Landschaften. Ihre Musik ist nach Innen gerichtet, ein atmosphärischer Kopfsprung in die Dunkel-Welt, eine neue’alte Art der Romantik (hallo: ich träume) „…stranger than fiction, faster than lite… give me new noise, Strange new toys… I needto see more… „“What Use?“ T. Moon.

Tuxedo Moon verkünden mit der wärmsten Sound-Stimmung Unzufriedenheit. Unwahrscheinlich lieb und höflich können sie dir “ What’s The Use“ vorsingen und nach neuen Sachen verlangen, wo andere aggressiv (und manchmal auch verzweifelt) voller Frustration schreien. Duster sind die abstrakten Wort-Bilder, die sie in ihren Songs entwerfen, doch du wirst nicht erschlagen von Pessimismus/Depression – du spürst den Schrei, aber und du fühlst ein Ziel die Zuversicht.

In ihrer Musik gibt es Einflüsse der Klassik und Fragmente verschiedener Stile der Elektronik. Alles wird äußerst sparsam eingesetzt. Meistens läuft nur ein Synthesizer (Brown), dann spielt Reininger seine Violine. Die elektronische Percussion keine Rhythm-Box, kein monoton-synthetisch blubbernder stampfender Schlaggeber läuft zwar vom Band ab, klingt aber akustisch, wie ein konventionelles Schlagzeug. Ende des Auftritts.

Es folgt der irdische Koplsprung in die Nacht-WHt. Von Kreuzherq. Wir gehen die Zeit liegt irgendwo zwischen 1 und 3 Uhr Nacht Morgen an dem Ort, wo man was zu essen bekommt. Die Rand kommt etwas später, sie muß diAInstrumente in die Autos packen. Dann ist sie da Der Kellner, ein Mensch mit braun dunkler Hautfarbe, läuft hektisch aufqedreht durch die Stuhlreihen und macht den Tuxedomoon Männern klar: es ist zu spät, es gibt nichts mehr zu essen. Wörter-Argumente wechseln die Köpfe. Dann wendet er sich Winston Tong zu, dem mit der chinesischen Hautfarbe: „Nur du kannst noch was bestellen, weil du mein Freund hist. Woher kommst du?“ „Ich bin in China geboren“, sagt Winston und der Kellner lächelt zufrieden interessiert, „aber ich bin Amerikaner.“ „Amerikaner??“ funkeln die Augen des Kellners, „ich hasse Amerika!“ Ich bin Palästinenser.“ Sprach’s und serviert so viel Essen, daß wenigstens zwei Amerikaner über einem Teller sitzen können.

Nach einer Nacht im Hotel (sie wohnen dort, „wo die Rock-Musiker wohnen, die’s noch nicht geschafft haben“ Originalton Mann von der Plattenfirma) verlassen Tuxedo Moon die Stadt. In meinem Kopf bleibt ein Schatten…

Tuxedo Moon, PO Box 11654, San Francisco, Ca. 94101. Gegründet im Jahr 1977. LP: HALF-MUTE (auf Ralph Records). Singles: JOE BOY/PINHEADS ON THE MO-VE (erst auf Tidal Wave Records, dann auf Time Release Records); WHAT USE CRASH (Ralph); DARK COMPA-NION 59 TO 1 (Ralph). EPs: STRANGER/LOVE-‚NO HOPE (Time Release); SCREAM WLTH A VIEW (Tuxedomoon Records). Außerdem drei Songs auf SUBTERRANEAN MODERN, der Zusammenstellung von Ralph: WATER FRONT SEAT‘ EVERYTHING YOU WANTI LEFT MY HEART IN SAN FRANCISCO. Und die Songs 19TH NERVOUS BREAKDOWN HEAVEN auf dem Live-Sampler MUSIC FROM THE DEAF CLUB.