Volle Fahrt voraus


Deutschlands Gitarren schlagen zurück. Die Ruhrpott-Rock 'n' Roller von Ferryboat Bill lösen mit ihrem dritten Album LUKE THE DRIFTER das Ticket zum Erfolg.

Fast klassisch deutsch ist der Weg. den die Gebrüder Klaus und Bernd Übelhoede und ihre Boots-Mannschaft bis dato hinter sich gebracht haben: Vom Übungsraum auf die Bühnen der Region, zwei LPs auf einem hiesigen Indie-Label und letztendlich Publikumssieeer beim Ruhr-Rock-Festival 1988. Auch wenn Gitarrist und Sänger Klaus langsam genervt ist: „Mittlerweile ist mir das fast peinlich, wenn das immer wieder erwähnt wird.“

Weniger Glanz und Gloria des Siegers als die solide Finanzspritze, die damit verbunden war, ist es, die Klaus positiv in Erinnerung geblieben ist. „Damit konnten wir wirklich was für die Band tun, Instrumente und Equipment kaufen, das wir uns sonst nie hauen leisten können.“

Und damit haben Ferryboat Bill auf ihrem neuen Vinylwerk LUKE THE DRIFTER, in der „MÜV“-Liste von ME/Sounds immerhin auf Platz zwei gelandet, ganz gehörig losgelegt. Schwere, krachende Gitarren zwischen Lagerfeuer und Jack Daniels-Dunst. Wenn man nicht wüßte, daß sie aus Waltrop kommen … „Von einer deutschen Band erwarten alle immer, daß sie wie die Einstürzenden Neubauten klingt – irgendwie soll es immer so einen Germanen-Touch haben. Aber wir sind mit amerikanischer Musik aufgewachsen, und ich kenne mich mit schwarzem Blues sicher besser aus als mit dem deutschen Schlager der Zwanziger Jahre. Warum sollte ich dann deutsche Traditionen pflegen?“ Gute Frage, solange Ferryboat Bills Klänge weiterhin so gut im Kurs liegen, brauchen sie den Vergleich mit Artgenossen aus dem Ausland auch nicht zu scheuen. Auch wenn sie sich voll und ganz zu ihrer Heimat am Rande des Ruhrgebietes bekennen: „Diese riesigen, alten Kähne auf unseren Binnen-Kanälen sind voll geil: Kraft und ,Eros‘ – genau wie wir.“