Vor 35 Jahren


DIE ZEIT DER DORFMUSIK IST ENDLICH VORBEI Am 13. April eröffnet in Hamburg-St. Pauli der legendäre Star-Club

Es war der richtige Ort, und es war die richtige Zeit: Der Beat hatte seinen weltweiten Siegeszug zwar noch nicht angetreten, aber in den europäischen Metropolen hatten die Kids den zickigen Jazz längst satt und gierten nach handfesterer musikalischer Nahrung. Findige Geschäftsleute wie Manfred Weißleder in Hamburg rochen den Braten und hatten in ihrem Kiez-Kaschemmen schon erfolgreich englische Gruppen wie Johnny & The Hurricanes, die Beatles und Tony Sheridan auftreten lassen. Was jetzt noch fehlte, war ein Laden mit genügend Fassungsvermögen, um den Rubel richtig ins Rollen zu bringen. Im Januar ’62 kaufte Weißleder ein ehemaliges Kino an der Großen Freiheit Nr. 39, das er in den folgenden Wochen zum Musikclub umbauen ließ. Auf einem schmucklosen Plakat verkündete er: „Die Zeit der Dorfmusik ist vorbei!“ Und am 13. April öffnete der ‚Star-Club‘ seine Pforten. Zu den Stars der ersten Nacht gehörten neben den blutjungen Beatles die Bachelors, Graduates, Roy Young und Tex Roberg. Vom Start weg erwies sich der Laden als Goldgrube. Mit Highlights wie Little Richard, Bill Haley, Jerry Lee Lewis, Fats Domino und Ray Charles wurde der ‚Star Club‘ zum Rock-Mekka der Republik – sieben 1 bei zeigte sich Weißleder als fortschrittlich denkender Geschäftsmann, der an andere Clubs im Lande die ‚Star-Club‘-Lizenz verkaufte, ein florierendes Merchandising entwickelte und zudem sein eigenes Plattenlabel schuf.

Erst als sich ab etwa 1967 die Musikszene immer mehr verästelte, bröckelte dem ‚Star-Club‘ das Publikum weg. Am Sylvesterabend 1969 spielten Hardin & York zur Fareweü-Party auf. Die damaligen Pächter, Frank Dostal und Achim Reichet von den Rattles, schlössen den ‚Star-Club‘ und damit das wohl bedeutendste Kapitel bundesdeutscher Rockhistorie der 60er Jahre.