Vorwürfe gegen Feine Sahne Fischfilet und Jan Gorkow: Weitere Rostocker Gruppierungen solidarisieren sich mit „Keiner muss Täter sein“


Zuletzt hatten Feine Sahne Fischfilet erklärt: „Es gibt keine Fälle der sexualisierten Gewalt, die von uns ausging oder deren wir bewusst sind“. Man wolle dennoch an sich arbeiten. Diese Art der Kommunikation wird nun von Gruppen kritisiert, die sich mit Betroffenen solidarisieren.

Immer mehr Gruppierungen aus der Rostocker linken Szene sowie Vereine zum Schutz vor sexuellen Übergriffen solidarisieren sich mit der anonymen Gruppe „Keiner muss Täter sein“. Die hatte im Mai auf ihrer Instagram-Seite schwere Vorwürfe gegen die Punkrockband Feine Sahne Fischfilet und ihren Sänger Jan „Monchi“ Gorkow erhoben. Gorkow, so die Behauptung, habe sich des Machtmissbrauchs sowie der Ausübung sexualisierter Gewalt schuldig gemacht. Man wisse durch Informationen von mutmaßlichen Opfern, dass er ein Täter sei. Die Vorwürfe richteten sich aber nicht nur gegen ihn. Das Label audiolith und das Management JKP sollen von den mutmaßlichen Taten gewusst und nichts dagegen unternommen haben.

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Im unmittelbaren Vorfeld der Publikmachung dieser Vorwürfe erklärten Feine Sahne Fischfilet auf ihren Social-Media-Kanälen, dass sie von da kommenden Vorwürfen wüssten und diese ernstnehmen würden. Anfang Juni folgte ein neues Posting der Band. Darin stellten sie fest, dass noch immer niemand mit konkreten Vorwürfen an sie herangetreten sei und das Begriffe wie Machtmissbrauch offenbar „krass unterschiedlich ausgelegt werden können“. Mehr noch: „Es gibt keine Fälle der sexualisierten Gewalt, die von uns ausging oder deren wir bewusst sind“, sagen sie. Trotzdem: „Völlig unabhängig von den letzten Wochen wollen wir Sachen bei uns weiter verändern“. Die Band könne nicht behaupten, noch nie respektlos, peinlich oder sexistisch gegenüber Frauen gewesen zu sein. Das soll sich ändern. Feine Sahne Fischfilet stünden auch immer für Scheitern, Verstehen und für Veränderung. Das Posting endet mit dem Satz: „Wir wollen und werden Teil der Lösung sein und nicht des Problems.“

Als die Vorwürfe öffentlich wurden, war Gorkow mit seinem Buch „Niemals satt“ in Deutschland auf Tournee. Tage später gab er bekannt, die bevorstehenden Lesungstermine abzusagen. Danach bekräftigten mit der NoBell e.V. sowie der Sozialistischen Jugend der Falken M.V. Gruppierungen aus der Rostocker Szene die Vorwürfe von „Keiner muss Täter sein“ beziehungsweise solidarisierten sich mit mutmaßlichen Opfern.

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Nun sind weitere dazu gekommen: Der sich als „intersectional-queer-feminist-punk“ bezeichnende Account @punk_too etwa kritisiert das Krisenmanagement von Feine Sahne Fischfilet: „Wir beobachten, wie die Band mit ihren Statements immer wieder Raum einnimmt, nach „konkreten Vorwürfen“ fragt und beteuert, dass man zwar plane, offen damit umzugehen, stellt aber im letzten Statement schon fest, dass gar keine Übergriffe stattgefunden haben und dass mit dem Wort „Übergriff“ in Prinzip eh alles und nichts gemeint sein könnte etc.“, schreiben sie. „Dieses Verhalten ist insbesondere den Betroffenen gegenüber anmaßend. Unserer Meinung nach könnte die Band sich aktuell einfach zurückhalten, abwarten was passiert und den Betroffenen die Zeit geben, die sie brauchen. Anstatt immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und sich öffentlich zu beklagen.“ In den Kommentarspalten gehen die Meinungen dazu, wie immer, auseinander. Jemand antwortete etwa: „Und wenn sich die Band nicht äußern würde würde man sich fragen warum sie sich nicht äußert und ihnen wahrscheinlich vorwerfen, der ganzen Sache so lange aus dem Weg gehen zu wollen bis der Shitstorm nachlässt.“

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Auch die Macher*innen hinter ifA („intersektional feministischer Angriff“) solidarisieren sich als Reaktion auf die Vorwürfe gegen Feine Sahne Fischfilet mit Betroffenen. Sie fordern, ihnen unbedingt zu glauben und Tätern keine Bühne zu geben.

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Feine Sahne Fischfilets aktuelles Album STURM UND DRECK erschien 2018. ME-Autor Linus Volkmann befand: „Wer die Band aus dem politischen wie ästhetischen Brennpunkt Meck’Pomm als sympathische Stadion-Rock-Amateure mit Trompeten abgelegt hat, muss nun doch mal umdenken.“

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