Warum Uniformen für Popmusiker eine gute Idee sein könnten


Für mehr Uniformität: Wer vor lauter Drumherum gar nicht mehr weiß worum es bei Musik eigentlich geht, dem empfiehlt Autor Jan Schmechtig dringend einen Besuch in der Philharmonie.

Während Heidi Klum nach dem Eierausblasen noch damit beschäftigt war den Osterhasen zu finden, fand sich so manch an Kultur und klassischer Musik interessierter Mensch – unter anderem auch der Autor dieses Textes – am Ostersonntag in der Berliner Philharmonie wieder. Neben den von ihren Eltern üblich aufgerüschten Kindern, die gegen ihren Willen in übergroße Anzüge mit noch größeren Krawatten gesteckt mitgeschleift wurden, fanden sich neben genervten Ehemännern natürlich auch die üblichen modischen Geschmacklosigkeiten in den vorderen, aber auch in den hinteren Reihen. Ein Blick nach vorne und zurück.

Im Publikum fand sich die übliche Mischung aus gewollt und nicht gekonnt, weder gekonnt noch gewollt oder einfach egal wieder. Viel wichtiger als der Aufzug der Besucher war doch aber eigentlich der Aufzug der Sänger beziehungsweise Sängerinnen. „Zauber der italienischen Oper“ war das musikalische Thema, das neben vielen italienischen Komponisten natürlich eine Menge Gesang, aber auch viel modische Freiheit (zumindest für die Sopranistin) offen ließ. Mit zu viel Spielraum konnte diese aber recht wenig anfangen und entschied sich neben strohig toupiertem Haar für ein Küchenmagd-Kleid mit blauer Spitze. Aschenputtel mit Publikum sozusagen. Aber anscheinend war ich der einzige, den das störte. Alle fanden es entweder zauberhaft oder noch schlimmer: Sie haben einfach nicht darüber gesprochen.

Und während man noch innerlich vor sich hin fluchte, wie unmöglich das wohlgemerkt fantastisch singende Küchenmädchen da aussieht, fiel einem plötzlich ein: Ach ja, richtig, hier geht man doch hin um die Musik zu hören. Und dann fiel einem auch noch auf, wie selten es mittlerweile geworden ist, dass man wirklich ausschließlich wegen der Musik zu einem Konzert geht. Klar, wenn man den Interpreten gar nicht mag, geht man nicht hin. Aber manchmal ertappt man sich dann doch bei Sätzen wie: „Ach das neue Kylie-Album ist schon irgendwie wirklich nicht gut, aber die Show von der soll ja ganz gut sein und vor allem die Kostüme und so“.

Warum der ganze Mist? Wieso nicht wie an Internaten auch einheitliche Uniformen für Musiker einführen? Alle klassischen Sänger/Sängerinnen bekommen Frack beziehungsweise Küchenmagd-Look mit blauer Spitze, Hip-Hopper alle einen klassischen schwarzen Adidas-Trainingsanzug, weiße Sneaker und vielleicht wegen Zeitgeist und so auch einen Vivienne-Westwood-Hut in modischem Braun. Indie-People bekommen alle das gleiche Karohemd, Bikerjacke, Skinny-Jeans und schwarze Lederstiefelette und Popmusiker treten einfach alle in weißem T-Shirt mit „Popstar“-Print und blauer Jeans auf. Die haben nämlich alle kein vernünftiges modisches Vorurteil an dem man irgendwas festmachen könnte – also selber schuld.

Aber, hach: als ob es im Pop bloß um die Musik ginge.

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Jan Schmechtig bloggt unter Horstson.de über Männermode und Musik – und in loser Regelmäßigkeit auf musikexpress.de.