Weezer: Vollkaskoverunsichert


Aus Rivers Cuomo soll man schlau werden. Denn der Weezer-Chef glaubt fest: "Ich habe kein Talent."

Haare und eine schwarze Hornbrille. Das ist alles, was man derzeit sieht, wenn man in das Gesicht von Rivers Cuomo schaut. Das Haupthaar strubbelig, darüber einen handgehäkelten Teewärmer, darunter ein wild wuchernder Bart – die Definition von Waldschrat. So sitzt er da, vor sich einen Humpen Tee und ein teures Notebook – sein neuer bester Freund. „Ich habe fast alle meine Hobbiesfiir das Internet aufgegeben. Ich verbringe dort sehr viel Zeit, habe sogar ein paar Freundinnen im Netz“, meint er. Und auch nur dort. „Das ist die beste Art von Beziehung“, sagt Cuomo allen Ernstes, „und so schön unkompliziert.“ So skurril sein Verhältnis zum anderen Geschlecht, so bezeichnend ist es gleichwohl für den Indie-Nerd mit den fantastischen Melodien im Hirn. Ein Talent, das in dieser Perfektion nur sehr wenige besitzen – und doch ist sich Cuomo sicher: „Ich bin nicht talentiert, ich bin in nichts besonders gut. Ich habe einfach nur viele Jahre ausdauernd geübt, Songs zu schreiben.“ Tiefstapelei de Luxe, Fehleinschätzung monstreuse. Denn eins ist sicher: Platten mit solch reiner Melodiösität und einwandfrei funktionierenden Songs wie das neue Weezer-Album „Maladroit“ schaffen nur ganz wenige. Okay, die fanatischen Geister der „Church of Weezer“ streiten sich im Internet, ob „Maladroit“ nun gut, famos oder schlicht unfassbar ist. Anlässe gibt es genug: Cuomos erstmals konsequent ausgelebte Affinität zum 80s-Hardrock inklusive Gniedelsoli ist so einer. Ein anderer sein vernichtendes Urteil über seine ersten beiden – für jeden Fan bis heute unerreichten – Alben. Die findet er schlicht „scheiße. Schlecht arrangiert, nachlässig komponiert.“ Das ist zwar gequirlter Dünnpfiff, aber Cuomo glaubt daran. Genauso wie an das hier: „Ich möchte nicht verwirren. Ich habe kein Interesse daran, ein Punk zu sein. Ich möchte Popmusik machen, bei der sich jeder gut fühlt. Aber ich habe das Gefühl, dass ich im Moment ein bisschen experimentieren muss, um dieses Ziel zu erreichen.“ Nur zu, Rivers, wir sind bei dir. Nur bitte: Geh mal zum Rasieren.

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