Zwischen den Fronten


Im Juni 1977 wurde der 24jährige Amerikaner John Boyce zu 40 Jahren Haft verurteilt; sein Freund Andrew Daulton Lee wanderte lebenslänglich hinter Gitter. Der britische Regisseur John Schlesinger hat jetzt den Fall „Der Falke und der Schneemann“ packend verfilmt.

Alles beginnt im Jahr 1974: Die USA winden sich im Vietnam-Trauma; der Watergate-Skandal erreicht seinen Höhepunkt. Wie viele amerikanische Jugendliche sagen sich auch Boyce und Lee von den Idealen ihrer Eltern los. Boyce bricht sein Studium ab, Lee flüchtet in den Drogenrausch und beginnt später in Mexiko eine Dealer-Karriere.

Nach einem familiären Krach hat Boyce inzwischen einen Job beim Rüstungskonzern TRW angenommen; dort bekommt er überraschend schnell Zugang zu geheimen Dokumenten. Eines Tages entnimmt er einem fehlgeleiteten Telex, daß der CIA über dunkle Kanäle versucht, die Wahlen in Australien zu beeinflussen.

Dazu muß man wissen, daß seinerzeit die australische Labour Party unter dem späteren Premier Whitlam an die Macht kam. Whitlam wollte nicht blindlings die bestehenden Stationierungs-Verträge über US-Stützpunkte in Australien verlangern. Seine Regierung wurde daraufhin unter Rückgriff auf ein uraltes Gesetz vom britischen Generalgouverneur des Amtes enthoben. Die Konservativen kamen wieder an die Regierung und verlängerten die Verträge mit den Amerikanern.

Doch zurück zu den beiden verurteilten Amerikanern: Boyce ist über die Intrigen des CIA so empört, daß er seinem Jugendfreund Lee davon berichtet. Der sieht nur die Chance zu einem Geschäft und stellt Kontakte zum russischen Geheimdienst in Mexiko her. Die beiden jungen Amerikaner werden, aus sehr unterschiedlichen Motiven, zu Spionen für den KGB – zwei Jahre lang, bis zu ihrer Verhaftung.

John Schlesinger hat diesen hochbrisanten Fall vor allem vor dem Hintergrund der amerikanischen Gesellschaft untersucht. Schließlich stammten die beiden Amateur-Spione aus konservativen und reichen Elternhäusern. Schließlich hatte der CIA zu jener Zeit nachweislich Einfluß auf Allendes Sturz in Chile genommen. Der New York Times Redakteur Robert Lindsey recherchierte zwei lange Jahre die Hintergründe und Abläufe des Spionagefalls. Nach seinem Buch entstand nun der gleichnamige Film, der sich so akribisch wie möglich an die Fakten hält – ein Polit-Thriller, den so spannend kein Autor erfinden könnte.