Coldplay: Wird sich „Mylo Xyloto“ nach „Musical“ anhören?


Coldplay sorgen mit ihrem neuen Album „Mylo Xyloto“ weiterhin für geteilte Meinungen. Für Chris Martin bricht „Mylo Xyloto“ mit Genre-Grenzen und grenzt dabei musikalisch fast ein ein Musical.

Die einen sind vielleicht bei ihrem dritten Album X&Y ausgestiegen und behalten Coldplay mit  „Parachutes“ und „A Rush Of Blood To The Head“ in guter Erinnerung. Die anderen sind ihnen bisher treu geblieben – aber mit gehobenem Zeigefinger: „Ja, ich höre euch noch, aber wenn ihr weiter so an der Leitplanke des Mainstream entlang streift, um womöglich bald auf der Mittelspur zu fahren, dann kann ich euch leider nicht mehr hören.“

Ganz andere wiederum entdecken Coldplay neu für sich. Es könnte ja sein, dass Rihanna – wir berichteten von dieser Gesangs-Kooperation in dem Song „Princess Of China“ – ein paar frische Fans in den Coldplay-Fanclub hievt.

Chris Martin sieht in der Nummer, die er mit Rihanna eingesungen hat, eine Möglichkeit, Genre-Grenzen zu sprengen und damit nicht nur musikalisch sehr liberal, sondern auch irgendwie ein bisschen erfinderisch zu wirken. Und bei Coldplay gibt es ja nicht mehr allzu viel zu verlieren – könnte man denken. Er sagt über seinen Lieblingsong „Princess Of China“ von der neuen Platte: „When the song came out, it sort of asked for her to be on it. And I think at this point, we have nothing to lose, and so we’ve been trying some new things and trying to break down the perceived boundaries between different types of music.“

Aber es wäre schwach, das Album im Voraus auf einen bezeichnenden Song zu reduzieren, der Coldplays kleinen Kurswechsel kennzeichnet. Er sagt nun der Sun, dass „Mylo Xyloto“ auf einer Lovestory basiere, die einem Jazz Musical gleiche. Er sagt: „Our new record is sort of a story – it’s not quite a musical, but it’s dangerously close.“ Hmmm… Wird das ihr nächster Schritt sein? „Mylo Xyloto“ als Musical? Und Chris Martin und Rihanna in der Erstbesetzung? Hoffentlich ist dieser Gedanke genauso bei den Haaren herbeigezogen, wie er sich anhört.

Dass man aber einen Song in einem Puppenhaus aufnehmen kann, ist nicht bei den Haaren herbeigezogen. Er sagt weiter, er habe den Song „Charlie Brown“ in dem Puppenhaus seiner Tochter geschrieben: „This is the only song we ever wrote in a doll’s house. I turned it into a studio because my daughter didn’t like it.“ Keine blöde Idee. Und es war sicherlich keine Not vorhanden, die ihn dazu anhielt, erfinderisch zu werden, zumal es auf Menschgröße zugeschnitten sein musste.

Es ist ja immer so ein bisschen „Trockenfutter“ für Fans, wenn man mit Info-Fetzen vor der Veröffentlichung des Albums bestückt wird. Aber es zeichnet sich dann doch immer eine Linie ab, die am 21. Oktober in Gänze auf dem Album verfolgt werden kann. Und egal, wie man die ersten beiden Songs „Every Teardrop Is A Waterfall“ und „Paradise“ von dem neuen Album findet – Coldplay wollen einfach mit den anderen Kindern spielen und dabei nicht so angeschaut werden, als seien sie zu groß für eine Spielwiese. Man kann sich ja aber im Notfall von den Blicken leicht bis mittelschwer enttäuschter Fans abwenden.