Geheimtipps: Die besten unbekannten Indie-Alben


Es kommt eben doch nicht alles wieder. Vieles: ja. Auch Obskures: ja. Gang Of Four, Hüsker Dü: ja. Sogar Suicide. Aber eben nicht alles. Ein Rest geht selbst im Zeitalter universeller Verfügbarkeit unter. Unsere Liste widmet sich diesem Rest - großartiger Indie-Musik, die von der Welt vergessen oder nie angemessen wahrgenommen wurde.

Wir müssen uns hier wohl zuerst wieder einmal mit der Begriffsklärung herumschlagen: Mit dem Terminus „Indie“ belegt man seit den 1930er-Jahren Tonträgererzeugnisse von Plattenfirmen, sogenannter Independent-Labels, die nicht mit Major-Labels assoziiert sind. Major-Labels nannte man zu Zeiten Elvis Presleys jene Firmen, die sowohl die Produktion ihrer Platten als auch deren Vertrieb kontrollierten und über Presswerke verfügten. Die frühen Werke Presleys erschienen zum Beispiel beim Indie-Label Sun Records.

Vor 50 Jahren erfuhr der Begriff allerdings einen Deutungswandel. Seither werden die absatzstärksten Labels als Majors bezeichnet. Analog gelten umsatzschwächere als Indies. Britney Spears‘ Debüt, für das 25 Millionen Menschen zur Kasse liefen, wurde von einem solchen Indie-Label veröffenlicht – Jive Records. Eine Indie-Nacht in einem Club wäre nach dieser industrieorientierten Definition ein eher zweifelhaftes Vergnügen. Aber was heißt schon industrieorientiert? An einer sterbenden Industrie muss man sich nicht orientieren. Seit Jahren schon zerfließen die Grenzen. Kleine lassen ihre Platten über Majors vertreiben und vermarkten. Manche Indies sammeln ein, was den Großen nicht fett genug ist – und wachsen dabei beträchtlich. Von all jenen Veröffentlichungen, die auf 1000 alternativen Wegen ans Licht finden, ganz zu schweigen.

Wir wollen hier Indie als musikalisches Genre auffassen. Ein Genre mit einem Klang, der die vom Mainstream diktierten Hörgewohnheiten immer noch herausfordert, mit Inhalten, die Ecken und Kanten haben, mit einer Herangehensweise, die sich nicht zuletzt auf den „Das kann ich auch“-Ethos des Punk zurückführen lässt. Indie ist also Punk und Postpunk, Psychedelia und Glam, Industrial oder New Wave, Avantgarde, Noisepop, Shoegazing, Manchester-Rave und Britpop, ziemlich elektronisch, aber auch ziemlich folky. Indie kann fast alles sein. Unsere Zeitrechnung beginnt mit dem, was die Punkrevolution von 1977 bewirkte – auch wenn der Independent-Begriff als Genre-Bezeichnung erst in den Achtzigern eingeführt wurde. Dem unkonventionellen Charakter des Indie folgend eröffnen wir jedoch mit einer Platte aus den Sechzigern. Es wäre einfach zu schade, dieses schräge Teil zu ignorieren.

Hier geht’s zu den Plattenbesprechungen der Indie-Geheimtipps: