Alice Cooper: Geschockt-Rocker


Mord und Totschlag sind seit Jahrzehnten sein Metier. Doch nun hat die Wirklichkeit den Horror-Champ eingeholt.

Sein letztes Weik erschien im Jahr 2000 und hieß „Brutal Planet“ ein Albumtitel, von dem Alice Cooper damals nicht ahnen konnte, dass er die Grausamkeit der Ereignisse vom 11. September so ungewollt prägnant kommentieren würde. Jetzt veröffentlicht der 53-jährige Schock- und Grusel-Rocker aus Detroit, zu dessen größten Hits „School’s Out“, „I’m Eighteen“ oder „No More Mr. Nice Guy“ gehören, und ohne dessen Vorarbeit etwa ein Marilyn Manson undenkbar gewesen wäre, mit „Dragontown“ ein neues Album. „Dragontown ist auch als Prophezeiung zu verstehen. Denn die Welt ist grausam, und es wird immer schlimmer. Was in New York passiert ist, wäre mir selbst in meinen extremsten Albträumen nicht eingefallen.“

„Dragontown“ darf auch als Abschluss einer Trauma-Trilogie interpretiert werden, die 1994 mit „The Last Temptation“ startete und mit „Brutal Planet“ vor gut eineinhalb Jahren weitergeführt worden war. Wie „Brutal Planet“ wurde auch „Dragontown“ von Bob Marlette produziert, arrangiert und gemischt, der bereits mit Black Sabbath gearbeitet hat. Die Themen in Coopers „Drachenstadt“ sind so vielfältig wie die Kreaturen, die man aus lohn Carpenters „Klapperschlange“ kennt. „Disgraceland“ etwa erinnert an das Schicksal von Elvis Presley, „Sister Sara“ kündet vom Leben und Sterben eines gefallenen Engels, und die Existenzen, die „Triggerman“ oder „Fantasy Man“ beschreiben, würden sich offenbar allzu gerne selbst als schizophrene Politiker oder Richter in einer Megalopolis in Szene setzen.

Doch es kommt noch schlimmer als in den Zukunftsromanen von Myra Cakan, denn stellenweise klingt Alice Cooper so düsler und bizarr wie schon lange nicht mehr – nicht ohne Grund: „‚Dragontown‘, angesiedelt in der Zukunft, ist auch ein belehrendes Märchen. Ich kommentiere alles: Schaut an, wie verkommen wir sind. Letztendlich werden wir alle an diesem Ort enden, also lasst uns nicht allzu schockiert darüber sein.“ Außerdem will der gläubige Christ auch in Zukunft trotz der New Yorker Ereignisse seine berühmte Schockperformance beibehalten, denn: „Jede Art von Unterhaltung bringt die Menschen weiter. Entscheidend ist, dass wir die Kontrolle über den Planeten nicht selbst übernehmen, sondern sie einzig und allein dem Herrn im Himmel überlassen.“

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