Am Steuer seines Nobelhobels erholt sich Jamiroquai von den Folgen seines Erfolgs


Jay Kay, als kreativer Kopf aus dem Dunstkreis der Acid Jazz-Bewegung vielen besser unter dem Namen Jamiroquai bekannt, hat es nicht leicht: „Nach der letzten Tournee brauchte ich erst mal einen langen Urlaub“, stöhnt der 26jährige mit der überdimensionalen Kopfbedeckung, Die Ferien, man mag es kaum glauben, verbrachte der begabte Brite im Ferrari: „Ich raste durch die Gegend und sammelte auf diese Weise neue Energien.“ Die neugewonnene Kraft kann Jay Kay dieser Tage bitter brauchen. Denn auch das dritte Album von Jamiroquai wird seinen Schöpfer wieder ganz schön auf Trab bringen.

Daran dürfte selbst ein Plattentitel wenig ändern, der keck das Gegenteil behauptet (‚Traveling Without Moving‘). So gibt es denn auch viel zu klagen im Hause Kay: „Die Hetzjagd durch die Medien kann manchmal richtig grausam sein. An manchen Tagen bin ich schon aufgestanden und dachte, es wäre besser, mein Leben auf dieser Welt zu beenden und zu einem besseren, schöneren Ort hinüberzuwechseln.“ Glücklicherweise besann sich Jay nach überstandener Morgendepression dann aber doch eines besseren und machte wieder Musik. „Ich bin zu der Überzeugung gelangt, daß unsere Songs so gut sind, daß sie mir Kraft geben können“, blickt Kay, inzwischen wieder optimistischer, in seine Musikerzukunft und weist auf einen Zug hin, den Eingeweihte bereits länger an ihm kennen: „Ich bin eben ein Mann, in dessen Brust zwei Herzen schlagen.“ Damit spielt der vaterlos aufgewachsene Kay auf seinen Zwillingsbruder an, der bei der Geburt starb. „Ich habe in letzter Zeit viel darüber nachgedacht, warum ich früher mit Drogen dealte, warum ich schnelle Autos liebe und gleichzeitig aktiv für die Erhaltung der Natur eintrete. Fragen über Fragen. Doch die einzige Antwort lautet: In mir leben zwei Seelen. Mein verstorbener Bruder ist ein zusätzlicher Teil meines Charakters.“ Ob es der Bruder war, der ihm riet, mit vollfetten Bässen und Grooves, die durchaus im Saturday Night Fever enstanden sein könnten, auch auf den amerikanischen Markt zu achten, läßt Jay Kay offen. So viel jedoch steht fest: Viel Zeit zum Ferrarifahren dürfte ihm in nächster Zeit kaum bleiben. Dafür weht der Erfolgswind einfach zu kräftig.