Annihilator: Warmes Dankeschön an die Scorpions


Klarer Fall von Selbst-Outing: „Ich war schon ein ziemliches Arschloch damals“, räumt Annihilator-Chef Jeff Waters ein. Zerknirscht spielt der unermüdliche Saitenflitzer damit auf seine verhängnisvolle Affare mit dem Alkohol an. „Wenn ich voll war, hatte ich die beste Laune, am nächsten Morgen jedoch war ich garantiert unausstehlich.“ Die Folge:

Bei der Combo aus Kanada ging es zu wie im Taubenschlag, Musiker gaben sich die Klinke gegenseitig in die Hand. Reibungsverluste gab es besonders bei Sängern, von Berufs wegen mit einem großen Ego ausgestattet. So singt auf dem aktuellen Album SET THE WORLD ON FIRE. die dritte Scheibe der Band, bereits der dritte Frontmann. Aaron Randall heißt der blondgelockte Chorknabe, ein schüchterner Headbang-Bubi, der —zum ersten Mal in Europa — während des Interviews kaum einen Ton sagt.

Das übernimmt schon sein Boß. Jeff Waters. Nomen est omen -— Worte entströmen dem 27jährigen wie ein Wasserfall. Den Mann verbindet eine besondere Beziehung zu Deutschland: Das letzte Annihilator-Album NEVER, NEVERLAND (1990) weilte knapp drei Monate in den deutschen Charts. Waters bezog darüberhinaus einen Großteil seiner musischen Inspiration von deutschen Bands: „Kreator und Destruction haben mich in meiner Thrash-Phase stark beeinflußt. Mein Idol als Gitarrist ist Matthias Jabs von den Scorpions, sein gefühlvolles Spiel rührt mich zu Tränen.“

Das aktuelle Album ist eine Abkehr von den knüppelharten Klängen hin zu markanten Melodien. Heraus kommt eine pikante Metal-Mischung. in der der klassisch geschulte Griffbrett-Würger fast schon in Metallica-Gefilde vorstößt. „Hier bringe ich die Hard-Rock-Einßisse meiner Jugend zur Geltung: Judas Priest, AC/DC und Scorpions.“