Aus einem deutschen Leben


Regie: Theodor Kotulla Mit Götz George, Kai Taschner, Hans Körte u.a.

Einen der entsetzlichsten Männer der deutschen Geschichte, den KZ-Kommandanten Rudolf Höß, hat Regisseur Theodor Kotulla zur Hauptfigur seines neuen Films genommen, der unter dem unverfänglichen Titel „Aus einem deutschen Leben“ in unseren Kinos ein betroffenes Publikum hinterläßt. Der Film schwimmt keineswegs auf der sogenannten Hitler-Welle, die soviel braunen Unrat aus der Zeit von 1933 bis 1945 nach oben spült, daß einem schlecht werden kann. Nein, Kotulla hat anderes im Sinn, er will aufklären, Geschichte erklären, zeigen, wie es dazu kommen konnte, daß im sogenannten „Konzentrationslager“ Auschwitz insgesamt rund 4 Millionen Menschen von deutschen Massenmördern und Bürokraten auf das grausamste, aber mit industrieller Perfektion umgebracht werden konnten. Höß (er heißt im Film Franz Lang und wird von Götz George dargestellt) war jahrelang Kommandant dieser größten Todesfabrik der Nazis, die in der gesamten Menschheitsgeschichte nicht ihresgleichen hatte.

Dieser Lang ist ein pedantischer, gehorsamer und staatstreuer Diener seiner Herren. Die Uniform gibt ihm Halt und Macht, ob das im Weltkrieg I oder in einer SS-Staffel ist. Ein solcher Mann liebt seine Frau und seine Kinder, ist deutsch bis ins Mark und zählt abends so wie andere die Produktion von Zahnbürsten – die Leichen der von seinen Leuten ermordeten Juden, Polen, Zigeuner, Franzosen, russischen Kriegsgefangenen. Ein Buchhalter des Grauens, in seiner Korrektheit und seinem Organisationstalent ein Monstrum, doch ganz menschlich.

Leider bleibt der Film ein wenig in dieser Banalität des Bösen, wie das ein kluger Mensch genannt hat, stecken. Da, wo der Regisseur das Entsetzen ins Bild bringt (Häftlinge bei der Sklavenarbeit, Juden vor der Gaskammer), wirkt alles viel zu wenig schlimm. Die Wirklichkeit, so weiß man längst, war weit grauenhafter. Nur kann man das nicht inszenieren; wo zehntausende starben, kann man nicht ein bißchen Theaterblut verspritzen.

Trotz dieser Einwände bleibt dies ein überaus wichtiger Film, der zum Nachdenken und Nachforschen in der eigenen jüngsten Geschichte anregen kann und soll.