„Australia“ von Baz Luhrmann


"Jenseits von Afrika" meets "Pearl Harbour": MUSIKEXPRESS-Leserin Franziska Kekule hat sich Baz Luhrmanns Drei-Stunden-Epos "Australia" mit Nicole Kidmann und Hugh Jackmann zu Gemüte geführt - zurück blieb ein schaler Geschmack.

Direkt aus Baz Luhrmanns Edelkitsch-Schmiede, der schon mit „Romeo + Julia“ (1996) und „Moulin Rouge“ (2001) zahllose Frauenherzen erwärmte, kommt pünktlich zum Jahreswechsel „Australia“ in die frostigen Kinosäle: eine Geschichte um Liebe, Krieg und Rassismus, garniert mit Bilderbuch-Ureinwohner-Romantik. Ein wahres Potpourri der Emotionen also, das aber schließlich genau an seinem Rezept zerbricht.Die Liebesgeschichte zwischen der zarten Lady Ashley (Nicole Kidmann) und dem Haudegen Drover (Hugh Jackmann) oder die Geschichte des Mischlingskindes Nola für sich genommen, ja sogar nur das Thema „Australien im zweiten Weltkrieg“ hätten sicherlich drei köstliche kleine Herz-Schmerz-Filme ergeben. Durch das stupide Aneinanderreihen der einzelnen Erzählstränge zu einem nicht enden wollenden Drei-Stunden-Epos, verlieren jedoch alle drei Geschichten an sich nach und nach immer mehr an Würze, bis man am Ende schließlich mit einem schalen Geschmack im Mund das Kino verlässt. Selbst die atem- beraubenden Landschaftsaufnahmen, mit endloser Steppe und flimmerndem Himmel, helfen da nicht weiter. Im Gegenteil, sie untergraben ihre eigene Schönheit und Fern-der-Zivilisations-Atmosphäre eben genau durch ihre eigene Perfektion. So singt das zuckersüße Manga-Aboriginee-Kindchen eben beispielsweise exakt am linken Rand der traumhaften Felsenschlucht, während sich in absoluter Symmetrie am rechten Rand ein goldenes Hündchen rekelt.Bei zahllosen Filmen sorgt genau die schöne Ästhetik für den besonderen Reiz und die Authentizität der Geschichte. In „Australia“ dagegen drängt sich durch die Künstlichkeit jeder Einstellung vielmehr das ausgetüftelte Storyboard, das dahinter steckt, auf und findet seine groteske Ergänzung im sterotypen Figurenarsenal. Dabei wird nicht nur jedes erdenkliche Klischee bedient, sondern gleichzeitig auch ad Absudrum geführt: die unterkühlte Britin, der abgebrühte Cowboy bzw. Über-Mann, die netten, naiven Ureinwohner und natürlich die bösen Japaner, die Spaß daran haben, Frauen und Waisenkinder niederzumetzeln. Noch plakativer und stärker schwarz-weiß gezeichnet geht es nicht.Letztlich bleibt für diese Vision Luhrmanns vom urtümlichen „Down Under“ also nur ein hysterisches Lachen oder ein trauriges Kopfschütteln oder ein „Man hätte… man hätte… man hätte einfach in einen anderen Film gehen können.“

Franziska Kekule – 07.01.2009