Birth Control


Als ich mit Birth Control das folgende Interview machte, hatten sie gerade ihren zweiten Auftritt in der neuen Besetzung hinter sich. Es war die Rede davon, dass sich in nächster Zeit bei ihnen ein Stilwechsel vollziehen wird. Kein zu krasser natürlich, um die immer zahlreicher werdenden Fans nicht vor den Kopf zu stossen. Mit neuem Organisten und einem zweiten Gitarristen bekommt die Band jedoch ein anderes Gesicht. Unsere Farbfotos wurden während und nach dem bereits erwähnten Gig geschossen und dürften die ersten sein, die die neuen Mannen zeigen. Nachdem Birth Control mit ihrer Show fertig waren, zeigten sie sich entspannt und froh darüber, dass sie so gut angekommen waren. Die Fans schienen sie trotz verschiedener Änderungen voll zu akzeptieren. Die besten Vorraussetzungen also für die kommende Monster-Tour und die England-Auftritte. Doch hier das Gespräch, dass alle auftauchenden Fragen schnell beseitigt:

Stilveranderung

ME: In den letzten Monaten gab es bei Euch erstaunlich viele Umbesetzungen im Gegensatz zu den Jahren davor. Woran liegt das?

BRUNO: Vor allem hat das mit der Stilveränderung zu tun, die sich gerade vollzieht. Alles beim alten zu belassen ist zwar der bequemste Weg, doch gleichzeitig auch ein unbefriedigender, wenn man weiterkommen will. Wir sahen keine andere Möglichkeit, als die Besetzung zu verändern. Einige von uns hatten Änderungspläne, die aber von den restlichen Leuten nicht akzeptiert wurden. Das führte letzten Endes dazu, dass diese Leute ausstiegen. Mit nunmehr 5 Musikern kann man auch wesentlich mehr Abwechslung, besonders auf der Bühne erreichen. Trotz Arrangements kann jetzt immer einer von uns freigemacht werden, z.B. für’s Chorsingen oder als Rhythmusgeber.

ME: Neben einem zweiten Gitarristen ist auch die akustische Gitarre von Bruno und das Saxophon neu. Werden diese Parts noch ausgebaut?

BRUNO: Ja, wahrscheinlich! Heute war nämlich unser zweiter Live-Gig. Zusammen geübt wird auch erst seit ca. 3 Wochen. Es ist also noch viel zu früh, um etwas Endgültiges sagen zu können. Der neue Stil dieser Besetzung wird sich erst später richtig zeigen. In 1-2 Monaten etwa. Mit dem akustischen Teil sieht es so aus, dass es schon länger geplant war. Zu Viert konnten wir das früher aber nie einbauen, weil wir meisten an die Grunbesetzung gebunden.

England-Tour

ME: Im Oktober soll eine grössere England-Tour laufen. Was versprecht Ihr Euch davon? Gibt es nicht gerade für EUCH besonders viel Konkurrenz drüben?

BRUNO: Versprechen tun wir uns ehrlich gesagt nicht besonders viel!

M. STEFFEN (Manager): Die Nachfrage drüben besteht jedoch mehr als je zuvor. Die Tournee war in kürzester Zeit unter Dach und Fach. Drüben herrscht immer noch ein Echo auf die erste LP von uns.

BRUNO: Gerade bei diesen Gigs bemerkten wir, dass das englische Publikum wesentlich sachverständiger reagiert als hier bei uns. Sie geben z.B. mehr Zwischen-Applaus nach einem Solopart. Heute ist das Publikum sowieso gespalten: In die, die Show-Effekte bevorzugen, und die anderen, die mehr oder weniger der Musik zuhören. Übrigens die Gage ist, wie bei den meisten deutschen Bands drüben, viel geringer als die, die wir hier bekommen. Auch ein Grund, dass wir uns. nicht allzuviel versprechen von der Tour. Es ist eben hauptsächlich eine Promotion-Sache für die neue LP.

M. STEFFEN: In England ist Hoodoo Man‘ noch nicht erschienen. Sie kommt in der Tournee-Zeit auf den Markt. Wir sind gerade noch am überlegen, ob wir dabei eine Live-LP mitschneiden sollen!

Live-Album?

BRUNO: Es besteht auch der Wunsch für ein Doppel-Album mit einer Live- und einer Studio-Seite. Das hängt letzten Endes wieder von uns ab, ob wir genügend geeignetes Material zusammen kriegen. Nach dieser Monster-Tour ist das gar nicht so einfach, wir sind dann ziemlich ausgelaugt.

ME: Nun etwas anderes. Der Grossteil Eurer Stücke ist doch arrangiert. Wird in Zukunft mehr Wert auf Improvisation gelegt?

BERND: Unserer Meinung nach ist es wichtig arrangierte Stücke zu haben. Natürlich bleiben für jeden freie Teile drin, aber es hängt auch sehr viel von der Gruppe selbst ab. Wenn sich die Leute untereinander nicht richtig verstehen, ist es klar, dass einem die Stücke mit der Zeit ein wenig auf den Wecker gehen. Im Moment jedoch sind wir eine echt-dufte Truppe, wir verstehen uns gut, immer herrscht eine gute Stimmung, also wird mehr improvisiert, mehr geübt, mehr gearbeitet und damit wächst ja auch der Umfang des Stückes. Es wird für uns interessanter und natürlich auch für’s Publikum.

ME: Euch gibt es doch nun schon eine ganze Zeit. Wie erklärt Ihr es, dass Ihr erst in der letzten Zeit richtig populär geworden seid? Vorher standet Ihr längere Zeit immer nur in der Mitte der Erfolgsleiter.

BRUNO: Ein gewisser Erfolg war eigentlich schon immer da, da hast du Recht. Das war 1971 ungefähr und wir hatten damals einige gute Fernsehauftritte. Diese Popularität blieb an sich, bis auf die Zeit als wir den Ärger mit der alten Plattenfirma und mit dem alten Management hatten. Richtig los ging’s dann erst bei der Frühjahrstour dieses Jahres, die erste übrigens mit Octopus (ihr neues Management). Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass wir in dieser Zeit das erste Mal überhaupt eine Profi-Routine bekamen, was vorher wegen mangelnder Auftritte nie richtig geklappt hatte.

ME: Dann kann ich Euch nur noch für die kommende Tour viel Erfolg wünschen!