Brendan Benson


Der einzige Deutschland-Gig des Brillanten rührt ein ganzes Publikum. Mit einer rüpelhaften Ausnahme.

Als Brendan Benson 2002 sein zweites Album veröffentlichte, hatte ihn niemand so recht auf dem Zettel, zuletzt war LAPALCO ganz klar eine der Platten des Jahres. Umso trauriger ist es, daß das neue Werk des Powerpop-Graßmeisters streckenweise so verhalten daherkommt. Live jedoch ist Brendan Benson brillant wie eh. Diesmal hat er seine Band zuhause in Detroit gelassen und nur einen Freund zur Seite, der ihn an Keyboard und Gitarre begleitet. In Kombination mitderkuscheligen Bourgeoisie der Weltbühne trägt dies zu geradezu flauschiger Intimität bei. und der dünne Mann mit der Gitarre ist auch gleich in Plauderstimmung. Wer sonst schon hier gespielt habe? Und ob uns sein neuer weißer Cashmere-Pullover gefalle? Um derlei freundlich-publikumsnahe Gesten herum spielt er seine Songs. Alle, die man sich gewünscht hat, und noch mehr. „Spit It Out“, die aktuelle Single hat etwas vom alten LAPALCO-Hitcharakter. Und wenn man sich erst einmal auf die neuen Songs eingelassen hat. sind sie auch gar nicht mehr so verhalten wie zuerst angenommen. Die große Stärke liegt aber im Altbekannten: „This is only temporary/these songs are my worst habits“, singt er in „Me Just Purely“, und da ist er, dieser feine, selbstironische Humor, für den man diesen Mann lieben muß. Und bei „Folk Singer“ mit seiner grandiosen Zeile „Stop pretendin‘, you’re not John Lennon“ möchte man am liebsten laut mitschreien. Doch dafür ist man viel zu beseelt; man will diesen Moment nicht stören. Es bleibt also bei der stummen Lippenbewegung und großen Augen. Eine zauberhafte Version von „Metarie“ droht, die Realität völlig verschwimmen zu lassen. Bis sich während einer weiteren netten Ansage Bensons plötzlich ein Rüpel aus den hinteren Reihen zu Wort meldet. „Fuckin play your Songs, man!“ schallt es, und hundert entrückte Gesichter zerfurchen zu Zorn- und Sorgenfalten. Benson kontert souverän mit: „I will. Now shut the fuck up.“ Der ungehaltene Rüpel entpuppt sich später als Jason Reece, die Emo-Stimme von Trail Of Dead, die gerade in der Stadt sind. Der muß wohl so sein. Als allerletzte Zugabe hat Brendan Benson die schönste aller Antworten für den Wüstling parat: „Strong Boy“ von Gram Parsons‘ International Submarine Band. Darin geht es darum, daß nicht der mit der lautesten Stimme und dem gockeligsten Gehabe das Mädchen kriegt, sondern der mit dem großen Herzen. Recht hat er.

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