Dancing in the Dreck: Der Freitag beim Hurricane 2016


Bei Rammstein gab es am Freitagabend ausnahmsweise auch Requisiten, die keine Blut-, Feuer- oder Verletzungsspuren aufwiesen.

Safety first

Das Hurricane Festival feiert 2016 nicht nur sein 20-jähriges Bestehen, auch in Sachen Sicherheit wurden bereits am Freitag neue Maßstäbe gesetzt. Im norddeutschen Gewitterchaos sah sich die Festivalleitung gegen 18 Uhr dazu gezwungen, das Festival für zwei Stunden zu unterbrechen – ein verständlicher Schritt, bedenkt man die Vorkommnisse bei Rock am Ring und zeitgleich beim Southside Festival.

Parkplatz-Partys, gute Musik auf dem festivaleigenen Radiosender und spontane Hilfsaktionen, wenn die Karren im Schlamm feststecken, ließen die Zeit schnell vorüber gehen. Einzig der anschließend etwas unkoordinierte, erneute Einlass sorgte bei einigen Gästen für Missmut. Mehr noch als die Wartezeit ging dem feierwilligen Mob dann aber doch das Verhalten einiger einzelner auf die Nerven, die sich vor den Ordnern aufspielten.

Dancing in the Dreck

Schwamm oder besser: Schlamm drüber. Gegen halb neun waren die Zuschauer zurück, das Bier durchgezapft und die Saiten gespannt. Genetikk lockten vor allem junges Publikum vor die Blue Stage und wurden für ihren kraftvollen Auftritt gefeiert. Auf der Green Stage beackerten währenddessen die ewig jungen The Hives das glückliche Publikum.

In schwarz-weißen Outfits, die jedem Designer Tränen in die Augen treiben, fuchtelte sich Frontman Howlin’ Pelle Almqvist durch das energiegeladene Set. Tanzende Menschen, kniehoch mit Schlamm bedeckt, und ein aufklarender Himmel bildeten die Kulisse. Dass am Ende noch Pelles Hose riss, war dann schon nur noch das i-Tüpfelchen – zumindest für die Frauen vor Ort.

Die Headliner überzeugen

Nicht nur bei der Fußball-EM in Frankreich, auch im beschaulichen Scheeßel sorgten mit den unkaputtbaren Dropkick Murphys Iren für grandiose Stimmung. Spätestens bei „Shipping up to Boston“ gab es gar kein Halten mehr für die rockende Menge. Mit AnnenMayKantereit waren die niedlichsten Newcomer der deutschsprachigen Musikszene am Start, denen wohl als einzigen ein echtes Kreischkonzert entgegenschmetterte.

Die anschließenden Headliner Rammstein und – leider überschneidend – die Jungs von K.I.Z. setzten dem Freitag dann die Krone auf. Pyro, Party und natürlich Provokation – die Headliner enttäuschten nicht. Der skurrilste, vielleicht aber auch herzigste Moment des Abends: Till Lindemann bittet vor der Zugabe um einen kurzen Moment, man würde gerne Gitarrist Richard zum Geburtstag gratulieren. Die eilig herbei geschafften Gläser Sekt (!) wiesen als einzige Requisiten auf der Rammsteinbühne keine Blut-, Feuer- oder Verletzungsspuren auf. Ist doch auch mal ganz nett.