Die Ein-Mann-Lobby


Furchtlose ME-Autoren verteidigen ihre peinlichsten Lieblinqsplatten gegen die Restwelt

Peter Felkel über Uriah Heep = „Demons And Wizards“ (1972)

Diese lächerlich opernhaften „Uuuh aaah“ – Chöre. Dieses bleischwere Georgel. Dieses durch keinerlei Subtilitäten getrübte Gebolze der Rhythrnusgruppe. Diese Pseudodramatik. Dieses heillose Pathos. Und dann erst diese Texte, gegen die jeder Sinnspruch auf einem Edeka-Abreißkalender wie ein Poem wirkt: „Sacrifice, the future has its price and today is only yesterday’s tomorrow.“ Schlimm. Schlimm? Sie waren geschmacklos. Sie waren uncool. Sie waren Uriah Heep- und ich war 14 und liebte sie. Vor allem „Demons And Wizards“. Starrte stundenlang das Cover an, auf dem ein Magier, der aussieht wie ein Gandalf für Neandertaler, unter einem schwarzen Mond vor zu Eis erstarrten Wasserfällen irgendein Zeug verzaubert, von dem man nicht weiß; Sind es Sterne? Seifenblasen? Eiswürfel? Klappt man die Hülle auf, sieht man Fotos von ernst dreinblickenden jungen Männern mit langen Haaren und findet – wie damals bei Heep üblich eine Notiz von Bandleader Ken Hensley, der uns verrät: „Although the title would suggest it, there is no magic in it its just a collection of our songs.“ Natürlich wussten wir es besser. Klar war es Magie, was diese Fantasy-Epen in Songform versprühten: „The Wizard“, „Traveller In Time“, „Circle Of Hands“. Der „Rainbow Demon“, der „on his horse of crimson fire“ reitet und dem schwarze Schatten folgen, so mit richtig „Uuuuhs“ und „Aaaahs“ und mächtig Georgel. Oder „Easy Livin'“, wohl der einzige Hit der Rockhistorie, der mit anderthalb Tönen auskam und voranbrauste wie der Sturmwind, ohne dass etwas passierte. Was scherte es uns, dass Snobs behaupteten, „wenn man sie mag, mag man sie, wenn man Musik mag, mag man sie nicht“? Pah. Ich gestehe: Noch heute ziehe ich gelegentlich in der dunkelsten Stunde der Nacht diese im Regal vor sich hin schlummernde LP hervor und lege sie auf. Feixend erst. Kopfschüttelnd später. Und am Ende – gerührt.