Die zwei letzten aufrechten Männer Amerikas


Der Filmtitel läßt eine plumpe "Police Academy"-Kopie erwarten. Doch es kommt besser: "Schlappe Bullen beissen nicht" ist eine hinterhältige Karikatur des ehrbaren Serien- Krimis und die augenzwinkernde Ehrerbietung an einen berühmten amerikanischen TV-Polizisten. Und zeigt den besten Dan Aykroyd seit den "Blues Brothers".

Also Chef, da ist eine Organisation in unserer Stadt, eine Sekte oder so. Die treffen sich nachts und opfern Jungfrauen und wollen die ganze Welt beherrschen. Sogar Prominente sind dabei und unser Bürgermeister auch und deshalb brauchen wir sofort Verstärkung. „

Einfach ist es nun wirklich nicht für Police Sergeant Joe Friday (Dan Aykroyd), seinem Vorgesetzten den Ernst der Lage zu erklären. Friday und sein Kollege Pep Streebek (Tom Hanks) sind der größten Schweinerei in der Geschichte von Los Angeles auf der Spur. Doch während sie verzweifelt versuchen, der Welt die Augen zu öffnen, verstricken sie sich in gewissenhafter Pflichterfüllung selbst immer tiefer in den Sumpf.

Vom amerikanischen Ur-„Dragnet“ (so der Originaltitel) der 50er und 60er-Jahre blieb im deutschen Fernsehen nur die Titelmelodie. Jürgen Roland kaufte sich das eindringliche „Dumdee-dam-dam“ für seine eigene Serie „Stahlnetz“. Für die jugendlichen Fernseh-Fans in den USA aber war „Dragnet“ der Pflicht-Krimi schlechthin. Und wenn Dan Aykroyd 20 Jahre später seine Version davon präsentiert, bleibt kein Stein auf dem anderen.

Wie schon bei seinen erfolgreichen Einsätzen als „Ghostbuster“ und „Glücksritter“ schrieb Dan Aykroyd wieder am Drehbuch mit. Seine eigene Rolle legte er in dem Spiel mit Krimi-Klischees und -Charakteren doppelt verdreht an. Sein Joe Friday erscheint anfangs als der überkorrekte Beamte vom Dienst, als der normalste Mensch von Los Angeles. Als er mit einem haarsträubenden Filz zwischen Porno-Geschäft, FernsehReligion und Politik konfrontiertwird, bringt ihn das keineswegs aus der Fassung. Ohne mit der Wimper zu zucken handelt er weiter eisern nach Dienstvorschrift, die er auch gern zitiert und so seinen Partner Streebek fast zum Wahnsinn treibt.

Diese stur durchgezogene Korrektheit ist natürlich nur scheinbar der Ausdruck des letzten aufrechten Menschen Amerikas. Tatsächlich ist Friday der wirklich Verrückte in diesem Film. Wenn ihn sein junger Draufgänger-Kollege Streebek aufgeregt unterbricht, weil das Haus brennt, dann macht Friday ihn trocken darauf aufmerksam, daß er ihn ausreden lassen solle. Daß sich hinter der skrupellosen Geheim-Organisation P.A.G.A.N., gegen die Friday kämpft, der Name „People against Goodness and Normality“ (Bürger gegen das Gute und Normale) versteckt, wirkt in diesem Zusammenhang erst recht grotesk.

„Dragnet ’87“ (Regie: Tom Mankiewicz) ist wie eine Umkehrung von „Dragnet ’67“, das heute als eines der ersten realitätsbezogenen Krimi-Fernsehprogramme gepriesen wird. Wie Aykroyd und Hanks Schritt für Schritt dem Zentrum des Bösen näherkommen, wie sie als Punk-Clowns verkleidet, bei einem finsteren Ritual-Gottesdienst die Opfer-Jungfrau (Alexandra Paul) retten.

Faustdicke Ironie und Materialschlacht, wie sich Friday ungeschickt in die Jungfrau verliebt und wie beim Showdown alles drunter und drüber geht (auch das anfangs stimmige Drehbuch zerfleddert hier leider zusehends) — das hat mit Realität rein gar nichts zu tun. Und wem diese faustdicke Ironie nicht komisch genug ist, der wird zum Schluß mit einer ordentlichen Materialschlacht (einschließlich der obligatorischen Flotte zerdepperter Polizeiwagen) auch noch anderweitig bedient.

„Dragnet“ ist seit „Blues Brothers“ der erste Versuch Dan Aykroyds, wieder in einem Duo aufzutreten. Tom Hanks als lässiger Gegenpart zum betont steifen Aykroyd entwickelt zwar mehr Eigen-Charakter als in seinen bisherigen Filmen („Nothing in Common“, „Splash“ u.a.). Aber gegen die Erinnerung an den unvergleichlichen John Belushi spielt er vergeblich an. Schade, daß man hin und wieder daran denken muß. was Aykroyd/Belushi aus dem Film gemacht hätten.

Bewundern muß man, wie Dan Aykroyd inmitten all des hanebüchenen Unfugs sein Pokerface durchgehalten hat. Aber vielleicht ändert sich das ja, wenn er sich den deutschen Verleihtitel übersetzen läßt.