‚DieTopTen..‘


… sind 1953 noch nicht erfunden. Zumindest in Deutschland. Aber immerhin ermittelt der Nordwestdeutsche Rundfunk mit seiner“.Schlagerparade“ erstmals ein Siegertitel: der „Mäckie Boogie“. Wer singt oder spii ist in jenen Tagen zweitrangig, meist sind von einem Song ohnehin mehrere Versionen auf dem Markt. Musik ist Sache von Komponisten und Verlegern, und wie immer sind die USA das große Vorbild. TinPan Alley heiß* im Volksmund, ein Stück von New Yorks 28th Street: Das Zentrum der amerikanischen Musikwelt, wo Komponisten Klinken putzen und Verleger nach passenden Interpreten fahnden: Ifs the song, not the singer. Letztere sind austauschbar, sofern sie nicht als Superstars gehandelt werden – und davon gibt es nicht allzu viele. Einer davon ist Frank Sinatra, der Anfang der 50er jedoch kurzzeitig als erledigter Fall gilt. Die Teenie-Hysterie ist vorbei, die Presse zerpflückt Frankieboys kaputte Ehe mit Filmstar Ava Gardner, und als er 1952 die Pfattenfirma Columbia verlässt, schulderer ihr 110.000 Dollar. Doch Sinafra erfindet sich 1953 einfach neu. Mit Bandleäder Nelson Riddle kultiviert er bei Capitol Records seinen neuen Stil cool, erwachsen, souverän. Ansonsten regier* in der Popszene die Langeweile. Ftachsinn wie Jimmy Boyds ,.i Saw Mommy Kissing Santa Claus‘ verkauft sich prachtig, und Crooner wie ‚ „Heulboje“ Johnny Ray brechen die Teehieherzen. Mit Harry Belafonte („Mathilda“! und Eartha Kitt („Santa Baby“ schicken sich auch zwei farbige Künstler an, den weißen Mainstream zu erobern. Was 1953 schwierig ist, gilt doch noch immer das Prinzip der musikalischen Rassentrennung. Einzig die Sänger Nat „King“ Cole und Billy Eckstine können auf dem weißen Markt punkten allerdings auch mit blütenweißer Musik. -M Blues oder R&8 ist -* noch – ein rein schwarzes Phänomen. Noch, weil Sam Phillips in Memphis mit seiner neu gegründeten Plattenfirma „Sun“ erst langsam die Grenzen verwischt. Auf“.Sun“ nehmen Blueserwie JacKie Brenstonl..Rocket88″) und Howlin“ Wolf LEverybody’s In The Mood“] prototypischen Rock n‘ Roll auf, der weiße Country-Hinterwäldler wie Carl Perkins und Jerry Lee Lewis inspiriert. Auf dem absteigenden Ast sind Jazz-Bigbands, selbst derwildere, in kleinen Besetzungen gespielte Bebop * gehört 1953 zum alten Eisen. Cool Jazz lautet das’Gebot der Stunde: Miles Davis. Stan * Getz, Lester Young und Lenny Tristano leiten die Gegenrevolution der introvertierten, re– lativ emotionslosen Sounds. Damit verabschiedet sich der Jazz endgültig vom Massenpubükum, mutiert von der populären Tanzmusik zum eher intellektuellen Vergnügen. In Deutschland hört katim jemand die neuen Klange aus den USA, im Radio laufen Klassik, Operette. Blasmusik und Schlagerschmus. Das alles gibt es auch auf Platten zu kaufen, doch sind es 1953 erst mickrige 17 Millionen Scheiben, die hierzulande gepresst werden fast ausschließlich auf Schellack.