Earshakerday mit Machine Head, Lamb Of God u.v.a. (Teil 2)


Trotz mittlerweile voller Festival-Landschaft gibt es sie noch, die Debütanten unter den Metalfestivitäten des Jahres. Beim Earshakerday 2012 haben wir es zudem mit einer Besonderheit zu tun. (Fortsetzung)

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Soulfly spielen bereits auf der Nebenbühne, doch wir stecken immer noch im Merch-Bereich fest. Die Situation ist in der Tat grenzwertig, denn über ein mögliches Problem wie dieses hat sich offenbar niemand Gedanken gemacht. So lassen die Ordner irgendwann weitere Leute nur tröpfchenweise in die kleine Halle. Bei Max Cavalera und Soulfly hingegen tobt dann auch der Mob und es ist ein erstklassiges Bild, das sich einem bietet. Es geht zwar schon Richtung Ende der Show, als Sepulturas ‚Roots Bloody Roots‘ den Soulfly-Freunden von Napalm Death und Sick Of It All gewidmet wird, doch energietechnisch geht hier noch mehr. Hunderte Fäuste und Hörner werden schließlich gen Bühne gereckt, als Soulfly zunächst Slayers ‚Angel Of Death‘ anspielen und es in ‚Jumpdafuckup/Eye For An Eye‘ münden lassen. Fett!

Nachfolgend heißt es wieder einmal Belegung der beiden Bühnen zu denselben Zeitslots – hervorgerufen durch die Verschiebungen auf beiden Bühnen, die im Verlaufe des Tages zusammenkamen. Killswitch Engage rocken mit dem zurückgekehrten alten Sänger Jesse Leach die große Halle und Paradise Lost lassen ihren kalten britischen Metal im kleinen Saal erklingen. Fototechnisch entscheiden wir uns für die Engländer. Deren Sänger Nick Holmes muss sich erst vor kurzem wieder einen Sommerschnitt verpasst haben, doch zumindest Gitarrist Greg Mackintosh lässt seine langen Haare noch genau so schön im Wind des eigens dafür aufgestellten Bodenventilators wehen. Klassiker wie ‚Erase‘, ‚As I Die‘ und ‚Forever Failure‘ waren dabei genauso vertreten, wie einige Songs des nicht minder schlechten, damals jedoch heftig diskutierten Albums „One Second“. Sehr gute Show.

Killswitch Engage ließen in der großen Halle aber auch nichts anbrennen und spielen einfach alle Hits, die sie haben. Derer sind das ganz schön viele, das kann man so sagen. Die Stimmung weißt jedoch entweder darauf hin, dass die Luft so langsam raus ist, oder dass viele Fans in Basel einfach auf die restlichen Bands warten. Lamb Of God zum Beispiel, die, wie sich einige Tage später herausstellen wird, in Basel eine der letzten Shows spielen, bevor Sänger Randy Blythe in Tschechien verhaftet wird, weil er angeblich am Tod eines Fans schuld sein soll. In Basel jedoch denkt natürlich niemand an das, was da eine Woche später durch die Medien dieser Welt gehen soll. Was jedoch umso mehr auffällt, ist die Energie, die doch noch im Publikum zu stecken scheint, denn Lamb Of God haben in Basel wohl mehrere Eisen im Feuer. Die Menge tobt und lässt sich wirklich zu lautem Beifall hinreißen, als die Riffs von Krachern der Marke ‚Walk With Me In Hell‘, ‚The Underow‘, oder ‚Redneck‘ in die Halle geblasen werden.

Im kleinen Saal haben sich Skeletonwitch derweil ihren apokalyptischen Höllenritt hinter sich gebracht und für eine ordentliche Verwüstung gesorgt. Zeit also für Napalm Death, der Nebenbühne den Gnadenstoß zu verpassen. Woran es lag, dass die Briten ein ganzes Stück später loslegen und uns dazu zwingen, vorzeitig in Richtung Hauptbühnen-Headliner abzuhauen, wissen wir leider nicht. Später lässt sich jedoch vernehmen, dass Napalm Death wie immer eine Bank gewesen sein sollen.

In der großen Halle versammeln sich jedoch am späten Abend, der durch den zeitlichen Verzug noch später geworden ist, die meisten der Festivalbesucher, um die Bay-Area-Thrasher Machine Head gebührend willkommen zu heißen. Diese sollen die Halle und ganz Basel ja eigentlich für mindestens 90 Minuten erzittern lassen. Robb Flynn, Phil Demmel, Dave McClain und Adam Duce schleichen sich unter dem vorfreudigen Jubel der Fans zu den Anfangsklängen von ‚I Am Hell (Sonata In C#)‘ auf die Bühne, um gleich im Anschluss ein mächtiges Riffgewitter vom Stapel laufen zu lassen. Ganz in blutrotes Licht getaucht, zeigen die Amis, was zu um diese Uhrzeit noch alles möglich ist. Mit ‚Old‘ und ‚Imperium‘ folgen direkt zwei weitere Granaten.

Die Fans drehen am Rad, Machine Head räumen ordentlich auf und werden ihrem heutigen Headliner-Status absolut gerecht. Was die Ansagen angeht, hält sich Robb Flynn aber doch sehr zurück. Die Show ist deshalb nicht weniger emotional und so werden ‚Beautiful Mourning‘ und ‚Locust‘ mit frenetischem Beifall bejubelt. Während der Show lichten sich die Reihen teilweise, was aber eher damit zusammenhängt, dass nicht wenige Besucher ihre Zugverbindungen erreichen mussten. Es gibt also immer Leidtragende bei solchen Verzögerungen wie sie heute passiert sind. Alle anderen Anwesenden freuen sich aber definitiv auf viele weitere Songs, doch die sollten zum Großteil einfach ausbleiben. Der Grund hierfür ist einfach: Machine Head verabschieden sich überraschend nach ca. 55 Minuten, lassen also eine ganze 35 Minuten Spielzeit aus. Woran dies liegt, wird nicht weiter bekannt gegeben. ‚Aesthetics Of Hate‘, ‚Halo‘ und ‚Davidian‘ lassen das internationale Publikum noch einmal heftig erzittern, bevor es danach relativ fertig, aber auch glücklich die Halle verlässt.

Setlist Machine Head:
I Am Hell (Sonata In C#)
Old
Imperium
Beautiful Mourning
Locust
Aesthetics Of Hate
Halo
Davidian

Das Earshakerday-Debüt kann insgesamt als Erfolg gewertet werden. Alles in allem lief vieles einfach schon relativ rund, aber dennoch gilt es, in den nächsten Jahren einige Optimierungen am Ablauf vorzunehmen. So gab es zum Beispiel grundsätzlich keine Mischgetränke wie Alster/Radler, oder Cola-Bier und die Preise in der Schweiz sind auch nicht gerade moderat (Stück Pizza für 8,50 Franken, Paar Wiener mit Kartoffelsalat für 9,50 Franken). Positiv zu bewerten ist dagegen die Tatsache, dass vor allem zu Beginn am Einlass und auch an den Getränkeständen kostenloser Gehörschutz verteilt wurde. Eine super Sache für alle, die auch am nächsten Tag noch etwas hören wollen. Gestört hat weiterhin die Tatsache, dass die Spielzeiten mancher Bands einfach viel zu kurz waren und dies vor allem bei einem Line Up, das fast ausschließlich aus Headliner-Bands besteht. Nichtsdestotrotz hat es sehr viel Spaß gemacht, in Basel zu rocken.

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