Eine Hommage an die große Zeit des Radios


Statt Robotern möchte M. Ward lieber Menschen hören.

Seit Jahren wird der Singer-Songwnter Matt Ward mit Conor Oberst und seinem Förderer, der Alternative-Legende Howe Gelb von Giant Sand, verglichen. Dennoch ist er noch immer viel zu unbekannt. Die potentiellen Ward-Fans der Zukunft bekommen jetzt erneut Gelegenheit, ihn für sich zu entdecken. Wards viertes Soloalbum kommt in Zeiten, da die Welt mit Handy-Klingeltönen zugemüllt ist und Diskussionen um Themen wie Radiodeutschquoten toben, gerade recht. TRANSISTOR RADIO nämlich ist ein Konzeptalbum der besonderen Art: „Ich habe über die Jahre immer wieder Songs geschrieben, die mit dem Thema Radio zu tun hatten „, sagt Ward über sein Langzeitprojekt. „Das Radio hatte für mich, seit ich begann, aktiv Musik zu konsumieren, immer einen immensen Stellenwert. Leider sind gute Radiosendungen heute selten. Also habe ich mein eigenes, fiktives Programm aufgenommen.“

Als Wards persönlicher roter Faden durch die Platte fungieren vier Coverversionen von Songs, die den Beginn seiner Faszination fürs Radio markieren: „Die Beach Boys, Louis Armstrong und die Carter Family sind neben Bachs .Wohltemperiertem Klavier’in meinem Gedächtnis sehr fest verankert. Sie erinnern mich an eine Zeit, in der das Radio magisch und mysteriös für mich war. Ein Radio- DJ war ein Künstler, der – sofern er gut war – binnen einer Stunde von Surf-Musik über Rock- und Blues-Klänge bis zu Countryoder Klassik alles spielen konnte und durch brillante Übergänge nicht einen einzigen großen Bruch verantworten musste. Das habe ich auf meinem Album auch versucht. Es ist sozusagen eine Hommage an die große Zeit des Radios.“ Dass kurz nach der Fertigstellung von TRANSISTOR RADIO John Peel starb, ist ein trauriger Zufall, der aber irgendwie passt. „Er war das perfekte Beispiel für das Radioprogramm mit Herz, das ich heute so vermisse“, bedauert Ward, „denn sein Tod verdeutlicht schmerzhaft, dass das Radio an sich inzwischen auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Arten anzusiedeln ist. Das Radioprogramm von heute dürfte eigentlich gar nicht mehr ‚Radio‘ heißen, denn es ist in Wirklichkeit nur Werbung. Doch vielleicht führt der Verlust von John Peel dazu, dass sich die Menschen wieder darauf besinnen, dass sie keine Roboter als DJs haben wollen, sondern Menschen, die sich trauen, ihrer Sendung ein Gesicht zu geben.“

Zu hoffen wäre das in jedem Fall. Bis jedoch eine solche Zeit anbricht, bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als unser persönliches Musikprogramm selbst zusammenzustellen – oder es uns von Künstlern wie Matt Ward zusammenstellen zu lassen.

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