Emerson, Lake & Powell


Während die Lichter von Philadelphia hinter der offenen Arena aufblitzen, ist die Bühne noch in geheimnisvolles Halbdunkel getaucht. Artig warten die Zuschauer auf den ausverkauften Rängen, als sich vor ihnen ein Lichtgewitter entlädt und metallisch dumpfe Klänge durchs quadrophonische Sound-System gewirbelt werden. Gebündelte Strahlen schneiden sich durch Nebelmaschinen-Ejakulate und bringen drei Herren zum Vorschein, die ein von langer Hand vorbereitetes Comeback in Angriff nehmen.

ELPinConcert! Keith Emerson, der lange aus dem Verkehr gezogene „Jimi Hendrix der Keyboards“, zusammen mit Sänger und Gitarrist Greg Lake: Die alten Streithähne haben sich nach über sieben Jahren wieder zusammengerauft. Nur hinter der Schießbude sitzt nicht (der bei den abgewrackten Asia inzwischen angesäuerte) Carl Palmer; jetzt gibt Trommel-Athlet Cozy Powell den Takt an.

„The Score“, der Eröffnungstrack aus dem neuen Album, donnert über die Rampe: „Ii’s been so lang, you’re welcome back my friends, lo ihe show ihm never ends!“ Abgeklärt, aber sichtlich motiviert, demonstrieren die Veteranen all denen, die es wissen wollen, was sie noch alles draufhaben. Emerson, topfit zwischen den zahlreichen Tastaturen seiner Keyboard-Burg hin und her wetzend, intoniert „Fanfare For The Common Man“. Das Auditorium lauscht in andächtiger Bewunderung. Glasklar kommen die Computer-Keyboards durch die im Rund verteilten Lautsprecher-Batterien.

Nach „Nutrocker“, der einstigen PICTURES-Zugabe. hält es kaum mehr einen auf dem Sitz. „Did you like it?“ fragt Keith aufgeräumt. Satter Applaus. „Did you really, really like it?“ doppelt er nach. Aber sicher. Logo.

Das Ami-Jungvolk feiert nach der Rückkehr von Classic-Coke nun auch dieses Classic-Rock-Revival.

Perlende Klavier-Improvisationen leiten über zu Greg Lakes Akustik-Part, wo besonders die Girls jubelnd die Arme hochreißen: „Lucky Man“,“.Still … You Turn Me On“.

Kaum ist „Kam Evil“ verklungen, geht mit Keith vollends die Vergangenheit durch. Aggressiv attackiert er die Hammond-Orgel. wuchtet sie quer über die Bühne, kippt sie über die hohe Kante und läßt sie auf den Boden niedersausen, was die Hallfeldern mit höllischem Krachen quittieren.“.America“, die Uralt-Nummer aus 68er-Nice-Zeiten, schält sich aus seinen mit Händen und Ellbogen erzeugten Ton-Trauben, und bei“.Rondo“ legt der drahtige 42jährige eine für sein Alter beachtliche Gymnastik-Demonstration auf die Bretter.

Der Showstopper „Mars, The Bringer Of War“ gibt endlich Cozy die Gelegenheit, sein obligatorisches Solo zu plazieren. Und er drischt auf die Felle, als müsse er beweisen, mehr Power zu erzeugen als weiland Kollege Palmer.

Ist diese ausgedehnte USA-Tournee die Zelebrierung einer längst vergangenen musikalischen Epoche? In ELPs Heimat England hätte dieser Comeback-Versuch kaum eine Chance; im Land der begrenzten Unmöglichkeiten aber scheint die Rechnung aufzugehen.