Es ist gar nicht lange her, da rümpften viele Rockfans beim Thema AC/DC noch die Nase. Jetzt rennen alle ins Konzert.


Der Geruch von abgestandenem Bier und Schweiß liegt in der Luft. Die Sonne hinterlässt erbarmungslos ihre Spuren auf jeder unbedeckten Körperstelle, le nach Windrichtung dröhnen oder verhallen die Klänge einer nur im Miniaturformat erkennbaren Band, die sich auf einer überdimensionalen Bühne abrackert. Kommt Ihnen all das bekannt vor? Richtig: Jetzt ist wieder Festival-Saison – Zeit für Rock’n’Roll in Reinkultur.

So mancher mag das ungezwungene Flair der Massenveranstaltungen im Freien für unzivilisiert halten. Doch trotz aller Widrigkeiten lassen sich alljährlich Abertausende von Musikbegeisterten nicht davon abhalten, auf den Mega-Wiesen der Republik dafür zu sorgen, dass kein Grashalm mehr neben dem anderen steht. Eine bestimmte Musikorgie ist in diesem Sommer Pflichtprogramm: die AC/DC-Festivals. Vier waren zunächst geplant und so schnell ausverkauft, dass drei Zusatzshows angesetzt wurden. Sie geben nun auch Spätzündern die Chance, Australiens Starkstromhelden zu Gesicht zu bekommen.

Bis der Zeitpunkt gekommen ist, zu dem die spaßfreudigen Massen das jeweilige Gelände stürmen dürfen, bedarf es monatelanger Vorbereitungen. Knapp 400 Menschen sind damit beschäftigt, die Veranstaltungen bis ins letzte Detail zu planen und einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten, jeder Einzelne, vom Tonmeister über den Sicherheitsdienst bis hin zu Ärzten und Busfahrern, hat seinen Job zuverlässig zu erledigen, denn die Rockshow muss eine stimmige Inszenierung sein -Schönheitsfehler exklusive. Pannen gibt es zwar immer, doch dürfen diese nicht als solche erkennbar sein. Mit professionell intonierten Klängen allein ist der Musikfan heute längst nicht mehr zufrieden zu stellen. Auch das Ambiente trägt wesentlich zum Gelingen eines Konzerts bei. AC/DC, deren Faible für eine ebenso extravagante wie überdimensionale Stage-Dekoration längst zum Markenzeichen avanciert ist, können ihre diesbezüglichen Visionen auf den großen Freiluftbühnen perfekt umsetzen.

Um das 300 Tonnen schwere Equipment zu den Auftrittsorten zu transportieren, ist ein aus 25 Trucks bestehender Tourtross notwendig. Doch damit nicht genug. Da der Bühnenaufbau fünf ganze Tage in Anspruch nimmt, reist das Quintett aus Down Linder mit einer praktischen Mehrfachausstattung durch die Lande. Gleich drei Bühnen hat man im Gepäck – wenn AC/DC auf der einen ihre Show spielen, wird eine weitere auf- und eine andere abgebaut. Jeder dieser Stahlkolosse ist 23 Meter hoch und 25 Meter breit. Mit einer Tiefe von 60 Metern haben die Konstrukteure dafür gesorgt, dass Angus Young seine Gibson SG und die legendäre Schuluniform perfekt in Szene setzen kann.

Im Rampenlicht kann jedoch nur stehen, wer auch angestrahlt wird. Den Lichttechnikern stehen dafür über 300 Scheinwerfer zur Verfügung, die per Computer exakt aufeinander abgestimmt werden. Einer ausgeklügelten Strategie bedarf es auch hinsichtlich der Beschallung, da wegen der wechselhaften Windverhältnisse auf einem Open-Air-Gelände starke Soundschwankungen auftreten können. Daher befeuert eine gigantische P.A. mit einer Leistung von 140.000 Watt genau 110 Lautsprecherboxen, die ihrerseits für jenes Rock’n’Roll-Getösi sorgen, das die Fans des Starkstromorchesters um Angus Y. so sehnlich erwarten. Zum Vergleich: Mit dem Strom, der bei einer Open-Air-Show von AC/DC verbraucht wird, könnte eine 30.000-SeeIen-Stadt einen ganzen Tag lang versorgt werden. Angesichts der Talsache, dass sich mindestens ebenso viele Menschen auf dem jeweiligen Festivalgelände befinden werden, die in dieser Zeit weder Waschmaschine noch Mikrowelle verwenden, ist der Energieverbrauch jedoch zu rechtfertigen. Bliebe die müßige Frage, ob denn wohl das Wetter mitspielen wird. Die Antwort ist nicht wirklich wichtig, denn heiß wird es bei Angus und seiner Bande so oder so. So heiß sogar, dass es für die Fans nur noch eine Devise geben wird: „Hell Ain’t A Bad Place To Be“.

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