Eve 6
WER NOCH NICHT ALT GENUG IST, DASS ER LEGALERweise Alkohol trinken darf (in den USA läuft das bekanntermaßen ja erst ab dem 21. Lebensjahr), der hat’s als Punk echt schwer. Und selbst mit 21 darf man sich in der kalifornischen Heimat von Eve 6 nicht in der Öffentlichkeit mit ein paar Bierchen die Kante geben. Um gegen solche Widrigkeiten des Lebens zu rebellieren, schreibt sich Tom Collins, Bassist und Sänger des neuesten amerikanischen Pop-Punk-Wunders, den Frust mit seinen Songtexten von der Seele. Und die scheinen den Nerv aller Leidensgenossen um die 18 so gut zu treffen, daß ihre erste Single in kurzer Zeit Platinstatus eingefahren hat. Daß sie jung sind, ist also hinreichend bekannt. Daß sie aber nach einer Million verkaufter Singles noch Geld brauchen, überrascht: „Wer will, kann mir nach der Show für fünf Mark die Unterarme lecken.“ Tom Collins‘ Angebot zeigt leider nicht den gewünschten Effekt, das abwartende Publikum nach dem ersten Song etwas mehr in Wallung zu bringen. Auch in der Folge will die Kuh im knallvollen „Atomic Cafe“ nicht so richtig fliegen. Liegt’s an der Unsicherheit, mit der die Band einem Publikum begegnet, das ihr bis auf zwanzig Zentimeter auf den Leib rückt? Die mangelnde Routine beim Aufwärmen der Menge jedenfalls ist kaum zu übersehen. Bei so viel Anspannung kommt denn auch die Band nicht so rüber, als würde ihnen die Sache Spaß machen. Der einzige Knüller, den Eve 6 mit ihrem Hit „Inside Out“ im Gepäck haben, ist recht unglücklich als letzter Song am Ende des regulären Sets plaziert. Und da ist dann für kurze Zeit alles so, wie man sich den ganzen Abend gewünscht hat: mit einer Band, die alles gibt. Und einem Publikum, das dazu die Haare fliegen läßt.