Feuergefecht


Die nationale Rockszene macht mit teutonischen Klängen von sich reden - und hat glühende Fans.

Nein, schön ist wirklich was anderes. Till Lindemann rollt immer noch das „R“. Und seine Rammstein-Brandmännchen spielen immer noch mit allem, was die moderne Pyrotechnik hergibt. Sogar in den USA. Junge Amis grölen dazu und wissen dabei nicht, wer in martialischer Pose mal ähnlich artikulierte wie die Brandmeister aus Deutschland. Aber natürlich ist noch lange nicht jeder, der das „R“ rollt, auch gleichzeitig ein Nazi. Rammstein jedenfalls weisen alle Vorwürfe, ihre Darbietung verfüge über eine braune Aura, mit Vehemenz zurück. Nichts, aber auch rein gar nichts habe man mit der braunen Brut am Hut. Im Gegenteil: Die Band bestehe aus braven Familienvätern. Der Zielgruppe des Musikkanals VIVA allerdings unkommentiert und unreflektiert Originalbilder aus Leni Riefenstahls Olympia-Film vorzusetzen (im Videoclip zu „Stripped“), ist allerdings billig provokant bis perfide. Die Bilder sind ja schön und ästhetisch, also kann man sie auch losgelöst vom historischen Kontext sehen. So einfach ist das, wenn man ein Rammstein ist.

Ein weiteres betrübliches Kapitel: Witt, der ehemalige Joachim. Witt wurde Hobby-Wagnerianer und brachte auf „Bayreuth Eins“ schauerliche Romantik und schwülstige Naturlyrik zu Gehör. Beides für sich allein genommen wäre ja noch – obwohl vom Interpreten todernst gemeint – voll von unfreiwilliger Komik. Man nahm sich das Booklet der CD, las die Texte laut vor – und schwuppdiwupp – war man mittendrin im tiefsten Mittelalter. Oder wahlweise im deutschen Heimatfilm der 50er Jahre. Unerträglich wurde diese Reise ins tumbe Teutonentum, wenn man sie zusammen mit dem betrachtete, was Witt sich so zurechtfaselte. Den Staat und die lustiz hielt er für zu „liberal“, und zum Gesellschaftssystem fiel ihm das hier ein: „Das demokratische Verständnis, so wie man es hier lebt…wird langfristig nicht überleben“. Witt, noch keine 50 alt und schon mit präseniler Demenz ausgestattet. Schlimm, schlimm. Des weiteren immer noch nicht schön: die Böhsen Onkelz. Ebenso jenseitig: Oomph aus Wolfsburg. Eine absolut unappetitliche Erscheinung waren Keilerkopf. Auf ihrem Debüt gab’s rüden Rap mit ßrachial-Gitarren, Gothic-Gedöns und martialischem Metal. Die Texte dazu: weitgehend sinnfrei, zum Teil von heiliger Einfalt. Aber das Cover stimmte: Ein Logo mit dem finsteren Chic des Mittelalters.