Fingerzeig


Nord-Süd-Konflikt? Nix da! Console aus Bayern und Tocotronic aus Hamburg zeigen Harmonie.

Unterstellen wirTocotronic und Console doch einfach mal geschäftliches Kalkül. Der dazu passende Masterplan: Ein Remix könnteTocotronic das Hintertürchen in die Charts noch weiter öffnen als bisher. Martin Gretschmann alias Console aus dem bayerischen Kreativ- und Notwist-Schaltzentrum Weilheim könnte den Mix übernehmen. Er klopfte mit „14 Zero Zero“ ohnehin schon mal ans Chart-Türchen. Mit einem Clubschlager nach dem Baukastenprinzip müsste das doch klappen, oder? Die derzeitigen Helden aus Nord und Süd können sich über Gedankenspiele wie diese nur wundern. Von Kalkül kann keine Rede sein. Es gehe um Freundschaft, Netzwerke und ein Lieblingslied, klären Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow und Martin Gretschmann auf. Seit vier Jahren singt Gretschmann den Song „Freiburg“ von Tocotronics erstem Album immer wieder vor sich hin, verliebt in die Melodie der Hymne auf das Außenseiterdasein in der Provinz. „Ich wollte schon immer einen Remix oder eine Cover-Version produzieren, doch dann verschwand die Idee wieder in der Schublade“. Ein halbes Jahr später gaben die Hanseaten in Weilheim die Bearbeitung eines Songs vom Album „KOOK“ für ihr „Variationen“-Projekt in Auftrag. Console versuchte sich zuerst am jungen Material, griff aber schließlich doch in die Schublade und machte Tocotronic „dieses unglaubliche Geschenk“, wie Dirk von Lowtzow lobpreist. Aufgrund der „entmenschlichten, körperlosen Interpretation“ von „Freiburg V3.0“ und „nach der räumlichen und zeitlichen Distanz“ zum Song können die drei Hamburger gut damit leben,Tanztheater und Backgammonspieler nicht selbst noch einmal hassen zu müssen. Das hält von Lowtzow für erwähnenswert, aber nicht für die Hauptsache. Die scheint vergleichsweise lapidar und steht dennoch als Grundidee für die gegenseitige Inspiration über Szene- und Genregrenzen hinweg: „Ich finde vor allem den Aspekt der Freundschaft wichtig“, sagt Dirk von Lowtzow – und über „Freiburg V3.0“: „Außerdem sind wir gerade deshalb so euphorisch, weil es ein Projekt ist, das null kalkuliert wurde.“ Also doch kein Masterplan, eher das Zufallsprinzip. Und wenn „Freiburg V3.0“ irgendwann doch charten sollte, dann ändert das für Tocotronic („wir wollen im weitesten Sinne Kunst schaffen“) wie für Console („wenn ich Musik mache, gibt mir das ein Glücksgefühl, das mir keiner nehmen kann“) wohl nicht allzu viel, (ogö) Um die Kooperation auch optisch ins rechte Licht zu rücken, dachten sich Tocotronic und Console eine Reihe hübscher Trading Cards aus (kleine Fotos). Fünf Exemplare liegen der limitierten CD-Erstauflage bei. ME/Sounds verlost einen Satz der bunten Bilder. Postkarte bis zum v. August an AS Young Mediahouse, ME/Sounds, “ Freikarten“, Werinherstr. ti, 81547 München.