Fracksausen überflüssig


Die meisten Crossover-Bands aus Deutschland sind in der Versenkung verschwunden. Nur Such A Surge brauchen sich keine Sorgen zu machen.

Der deutsche Crossover ist schon vor einigen Jahren sang- und klanglos abgesoffen. Mit ihm die üblichen Verdächtigen. Such A Surge jedoch, die 1993 zu den Begründern des Booms gehörten, saßen zum Zeitpunkt des Untergangs längst in ihrem Rettungsboot mit dem Titel „Was Besonderes“ (1997) und paddelten, was die Arme hergaben. Die Braunschweiger Band hat es als eine der wenigen geschafft, dem Strudel zu entrinnen. Spätestens mit dem jüngst veröffentlichten Album „Der Surge Effekt“ sind sie wieder in voller Fahrt. „Ich sehe uns schon noch als Crossover-Band“, schmunzelt Sänger Oliver Schneider, „aber nicht im herkömmlichen Sinne. Für uns hat Crossover mittlerweile eine andere Definition bekommen. Fs ist ein offener Raum, in dem wir uns austoben können. Es war schon hei der ersten Platte genau so wie jetzt bei der vierten. Wir machen immer noch genau das, was wir wollen.“

Der Weg bis zum aktuellen Album war nicht immer einfach für die fünf. Angefangen haben sie als grünschnäbelige Teenager, die 1994 unter der Fuchtel von Alex Perialas (Anthrax, Bad Religion) im Staate New York ihr kommerziell bislang erfolgreichstes Album („Under Pressure“) produzierten Der plötzliche Frfolg ließ sie ganz oben auf der Crossover-Welle schwimmen, endete aber im ersten Mastbruch: Das zweite Album („Agoraphobic Notes“ / 1996) war textlich grau eingefärbt und musikalisch mehr als sperrig. Die erwarteten Verkaufszahlen blieben aus. Andere Bands wären daran zerbrochen, aber bei Such A Surge setzte sich ein Reifeprozess in Gang, der sich textlich und auch musikalisch im dritten Album („Was Besonderes“) niederschlug. Es entpuppte sich als positive Bestandsaufnahme, als Aufschrei des 1-ebens. Mit „Der Surge Effekt“ folgt jetzt ein weiteres Glied in der langen Kette. Das Album strotzt nur so vor Selbstreflektion. Die letzten acht lahre Bandgeschichte ziehen wie im Zeitraffer am Zuhörer vorbei. Die Braunschweiger lassen auf dem facettenreichen Werk kaum eine menschliche Empfindung aus und teilen sich auf diese Art und Weise mit.

Zu ihren Stilmilteln zählen nach wie vor Aggression und Zynismus. Gitarrist Dennis Craef erklärt es am Beispiel von „Silver Surger“: „Der Song beschreibt unsere achtjährige Karriere. Das, was wie Rummaulen klingt, ist einfach eine Beschreibung unseres Weges. Wir verurteilen niemanden, der es anders macht, aber wir stellen klar, wie wir uns selbst sehen. Wir sind stolz auf unsere Karriere, und das ist unsere Motivation.“ Das Album durchschreitet viele verschiedene klangliche Räume. Schroffe Songfrakturen verschmelzen mit harmonischen Melodielinien, und es gibt wieder einmal den einen oder anderen Anlass für eine kräftige Gänsehaut. Mit dem Stück „Wenn du fällst“ kommt es sogar zum ersten echten Pop-Song in der Karriere der Band, mit dem sie ihre romantische Ader offenlegen. In Zusammenarbeit mit der Sängerin Noah Sow, die eigentlich Radiomoderatorin bei Eins Live (WDR) ist, haben Such A Surge ein sehr emotionsgeladenes Stück Musik komponiert. Dennis Graef grinst: „Pop muss nicht schlecht sein. Das Wichtigste ist, dass Seele drinsteckt. Außerdem machen wir keine Auftragsarbeiten für unsere Fans.“ Und im weiteren Verlauf des Gesprächs verrät Graef auch die Überlebensstrategie von Such A Surge: „Als Band sind wir bisher immer unter dem Radar geflogen und haben uns dadurch zu einer Konstante entwickelt, die sich immer natürlich gegeben hat – das ist unser Ftfolgsrezept.“ Ein Rezept gibt es auch für Pain In The Ass. Mit diesem Nebenprojekt und seinen rüden Hardcore-Klängen spielen sich Such A Surge jedweden Faist von der Seele. Mit O-Ton frönt Sänger Oliver Schneider zudem seinen I lipl lop-Ambitionen. An erster Stelle aber rangiert nach wie vor Such A Surge. Ab dem 27. Febaiar ist die Band wieder auf Tournee. Das Vorprogramm bestreiten Simon Says (USA) und die Braunschweiger Band Flow-Fy.