Frühlings Sinfonie


Bei Zadek hat er gelernt. Durch Wolfgang Petersons "Das Boot" wurde er berühmt. Gerade erschien seine zweite LP GEMISCHTE GEFÜHLE. Und neben Weltstar Nastassja Kinski als Clara Wieck mimt Herbert Grönemeyer nun auch den jungen Komponisten Robert Schumann.

„Eine Ideal-Besetzung“ schwärmt Peter Schamoni von seinem Hauptdarsteller-Pärchen „Frühlingssinfonie“. Schamoms dritter abendfüllender Film, an Original-Schauplätzen in Deutschland Ost und West gedreht, schildert die pubertären Jugendjahre des Pianisten/Komponisten Robert Schumann, seine emotionale Vergletscherung, sein psychotisches Verhältnis zur jungen Virtuosin Clara Wieck, vom ersten Liebeswerben bis zur Eheschließung.

Schumann, anfänglich Hausfreund und Eleve von Clara Wiecks Vater (gespielt von Rolf Hoppe, dem Göring aus Istvan Szabos „Mephisto“) zieht sich nach und nach dessen Haß zu, weil er die für Clara vom Vater vorgesehene Virtuosen-Laufbahn durchkreuzt. Robert Schumann, vor seiner Ehe ein exzessiver Erotomane, kämpft einen Mehr-Fronten-Krieg: gegen sein pianistisches Unvermögen, gegen den „seichten Schlendrian (damaliger) Handwerksmusiker“, gegen Claras Karriere und gegen sich selbst.

Schamoni macht sich mit dieser Film-Episode an die Demontage des Genius, zeigt die Intrigen und Schwächen eines großen Komponisten, die Wechselbäder seines Gefühls von „fürchterlichster Melancholie bis hin zu euphorischem Schaffensrausch.“ In Grönemeyer fand Schamoni nicht nur den begabten Schauspieler, sondern auch einen durch jahrelanges Klavierstudium geschulten Musiker, fähig die Musikpassagen des Films originalgetreu zu intonieren „Ein hartes Stück Arbeit“, meint Grönemeyer rückblickend nach vierwöchiger Drehzeit, „vor allem, weil Schumann ein weitaus besserer Komponist als Pianist war. Genau das führt ja auch letztlich zu jener Besessenheit, mit der er Clara Wieck, die ihm auf diesem Sektor locker den Schneid abkauft, vereinnahmt. Clara muß ihr großes Talent dem Ego des Mannes unterwerfen. Ein ziemlich psychoanalytischer Film.“ Für seine weltberühmte Partnerin, deren Auftritt in einem deutschen Film angesichts ihrer Hollywood-Karriere für einiges Aufsehen sorgte, fand Grönemeyer nur lobende Worte: „Sie hat sich phantastisch in den Charakter der Clara hineinversetzt. Mit ihr zu arbeiten war ein großes Erlebnis. Keine Spur von Überheblichkeit – im Gegenteil Sie war kooperativ und ist eine unglaublich ausdrucksstarke Schauspielerin.“ Anzunehmen, daß solcher Teamgeist in Schamonis Film der „Leidenschaften“ sich an der Kinokasse bezahlt macht. Zu wünschen wäre es allen Beteiligten, vor allem Herbert, dessen LP bei den MÜV-Kritikern dieses Monats (fast) nur „gemischte Gefühle“ hervorrief.